Seit Beginn der Zweiten Intifada am 30.09.2000 häufen sich die
antisemitischen Vorfälle auch in Europa. In einem im März
erschienenen Weißbuch von SOS Racisme sind allein für
Frankreich 405 antisemitische Akte seit dem 01.09.2000 (nach anderen
Angaben: seit dem 11.09.2001) bis zum 31.01.2002 aufgelistet worden.
Die folgende Liste soll verdeutlichen, daß dies kein
französisches Phänomen ist, sondern mindestens ein
europäisches. Letztlich natürlich ein weltweites: Dies schon
aus dem Grund, weil sich der "sekundäre Antisemitismus" über
die sogenannte "Kritik an Israel" zu einem primären Antisemitismus
wieder aufrichtet.
Zum zweiten gibt diese Liste Hinweise darauf, daß der
Antisemitismus keineswegs auf die extreme Rechte beschränkt ist,
wie es gemeinhin suggeriert wird. Eine solche Beschränkung gilt
bestenfalls für den offen gewalttätigen Antisemitismus in den
osteuropäischen Staaten.
In Frankreich und in den Benelux-Staaten scheint der Antisemitismus,
soweit er offen gewalttätig auftritt, weitgehend von islamischen
Einwanderern dominiert zu sein. Er richtet sich direkt gegen
Jüdinnen und Juden und deren Einrichtungen. Vorwand ist die
israelische Politik. Der Grund mag die mangelnde Integration in die sie
umgebenden Gesellschaften sein, wie es links-alternative und -liberale
Sozialwissenschaftler glauben machen wollen. Bedroht sind die
Jüdinnen und Juden Frankreichs Belgiens und der Niederlande.
In der BRD scheint es sich demgegenüber so darzustellen:
a. Der illegale Antisemitismus:
Während Friedhofsschändungen etc. eine Domäne von
Nazis waren und zu bleiben scheinen, sind die Angriffe auf Synagogen
sowohl unter rechten, linken wie auch islamischen Antisemiten
gleichermaßen "beliebt". Die direkten gewalttätigen Angriffe
auf Jüdinnen und Juden sowie sogenannten "Gesinnungsjuden" werden
dagegen mehrheitlich von Teilen der radikalen Linken und Islamisten
begangen.
b. Der legale Antisemitismus:
Bei der antisemitischen Propaganda, welche hierzulande "Kritik an
Israel" genannt wird, eine inhaltliche Differenzierung zwischen
Deutscher National Zeitung (DNZ; "rechts"), junge Welt (jW; "links")
oder Der Spiegel ("linke Mitte") vornehmen zu wollen, erscheint bei
genauerer Betrachtung - wohlwollend gesprochen - als wirklichkeitsfremd
oder - bei einer politischen Beurteilung - als der Versuch, den
Antisemitismus einer dieser Zeitungen zu verharmlosen. Nur die jW ist
so verkommen, den Rabbi von Bagdad als Kronzeugen gegen Israel zu
präsentieren, das macht nicht mal die DNZ. Sowohl in der DNZ als
auch in der jW und im Spiegel werden dagegen Uri Avnery, Noam Chomsky
und ähnliche als Zeugen dafür präsentiert, daß
Israel am Antisemitismus schuld sei, und daß Israel die Shoah
instrumentalisieren würde (vgl. dazu auch den Artikel zu Noam
Chomsky in der graswurzelrevolution im September 2002). Der Spiegel
dürfte aufgrund seiner Auflage die größte Wirkung
erzielen.
Die Liste kann in keiner Weise als vollständig gelten. Dies
einmal schon deshalb, weil es die Berichterstattung in den
bundesdeutschen Medien seit Mai nicht mehr für wichtig zu erachten
hält, darüber noch zu berichten. Zum zweiten
überschreitet eine systematische Auswertung aller wichtigen Medien
die Kapazitäten der Initiative Verteidigt Israel. Kritik,
Ergänzungen und Hinweise sind willkommen.
Diverse antisemitische Vorfälle müssen noch nachgetragen
werden.
Dies gilt besonders für die Monate Januar bis März 2002.
Wöbbelin, Landkreis Ludwigslust, BRD:
Unbekannte zerstörten das Sandsteinrelief der Mahn- und
Gedenkstätte Wöbbelin. Der oder die Täter waren im
August noch nicht gefaßt (www.kz-woebbelin.de; Jüdische
Allgemeine 17/02, 15.08.2002).
Samstag, 09. März 2002:
Stuttgart, Baden-Württemberg, BRD:
400 Teilnehmende auf einer Demonstration mit dem Motto: "Stoppt
Sharon! Israelische Truppen raus! Sieg der Intifada!" Organisiert von
einem Palästinakomitee, der Sozialistischen Alternative - Voran
(SA-V), der Gruppe Arbeitermacht (GAM) und maoistischen Organisationen
(GAM Infomail 58, 13.03.2002).
Rom, Italien:
Die in der westlichen Welt größte
Unterstützungsdemonstration für die Selbstmord-Intifada wurde
von der italienischen Anti-Globalisierungsbewegung organisiert und fand
mit 100.000 Demonstrierenden in der italienischen Hauptstadt statt. Mit
den Vorbereitungen dieser Demonstration war unmittelbar nach dem 11.
September 2001 begonnen worden. Stellvertretend für das
Bündnis wies einer der Veranstalter, das "Anti-Imperialist Camp",
jeden Versuch der Distanzierung von palästinensischen
Selbstsprengungs-Massenmördern zurück: Dieser Aufmarsch habe
"einen klar antiimperialistischen Charakter" gehabt, denn er habe die
Freilassung "aller Militanten der Intifada" aus den Gefängnissen
gefordert und das Recht verteidigt, "alle Mittel einzusetzen, die ihnen
für die Befreiung von Palästina geeignet erscheinen"
(Küntzel 2002: 140f.).
Freitag, 15. März 2002:
Frankfurt am Main, Hessen, BRD:
Auf einer Pro-Palästina-Veranstaltung der antisemitischen
Mini-Partei Linksruck werden drei Personen, die ein Transparent mit der
Aufschrift "Solidarität mit Israel" hochhalten, angegriffen. Von
einem Mob von 20-30 Leuten, bestehend aus Palästinensern und
Linksruck-Anhängern, werden die drei mit Schlägen und Tritten
traktiert. Selbst als eine Person zu Boden geht, wird weiter auf sie
eingeschlagen (Bahamas Nr. 38, Frühjahr 2002).
Düsseldorf, Nordrhein-Westfalen, BRD:
Der Landtagsabgeordnete Jamal Karsli (Bündnis 90/ Die
Grünen) überschreibt eine Pressemitteilung mit den Worten:
"Israelische Armee wendet Nazi-Methoden an!" Darin wird unter anderem
kritisiert, daß die Deutschen "aus falsch verstandener
Solidarität nicht gegen die verbrecherische Politik Israels auf
die Straße gehen". Diese meinte er so beschreiben zu können:
"Ohne Rücksicht auf die Langzeitfolgen werden ganze Landstriche
dem Erdboden gleichgemacht, Hunderttausende Bäume entwurzelt und
Trinkwasser vergiftet. Journalisten berichten von der Konzentration
Tausender gefangener Palästinenser in großen Lagern, wo
diesen Nummern in die Hand tätowiert werden" (SZ
18./19.20.05.2002; FAZ 23.05.2002).
Wien, Österreich:
Anti-israelische Demonstration mit maßgeblicher Beteiligung
islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html - dort
auch Mitteilung auf der Kundgebung).
Samstag, 16. März 2002:
Berlin, BRD:
Das "Solidaritätsbündnis für Palästina"
organisierte eine Demo. In diesem Solibündnis waren neben der
"Vereinigten Palästinenschen Gemeinde" Berlins und weiteren
palästinensischen und iranischen Gruppen auch zahlreiche deutsche
Gruppen vertreten, vom "Arbeitskreis Nahost" der grünennahen
Heinrich-Böll-Stiftung und der "Friedensinitiative Wilmersdorf"
über das "Gegeninformationsbüro" (GIB), die Gruppen
"Libertad!" und "Mücadele" bis hin zu "Linksruck" und der GAM.
Schon das Motto der Demo "Palästina muss leben!" ließ
aufhorchen. Ein ähnlicher Spruch war Teil der
Nazi-Kriegspropaganda: "Deutschland muß leben, und wenn wir
sterben müssen" prangt seit 1936 u.a. auf dem "Kriegsklotz" in
Hamburg. Der Demo-Aufruf stand unter der Überschrift "Schluss mit
der Besatzung!". Damit war jedoch nicht etwa die Besetzung des
Gazastreifens und der Westbank 1967 gemeint. An einer Stelle hieß
es, die PLO habe in den Osloer Verträgen "auf 78% des
palästinensischen Gebietes" verzichtet - damit ist das Gebiet des
Staates Israel seit dessen Gründung 1948 gemeint. Mit anderen
Worten: Schon die bloße Existenz Israels ist für die
unterzeichnenden Gruppen ein Kompromiss. Für das Scheitern des
Friedensprozesses wurde ausschließlich Israel verantwortlich
gemacht. In der Kritik der "kolonialistischen und rassistischen Politik
[...] in den nunmehr 54 Jahren seit seiner Staatsgründung"
verschwanden jegliche Unterscheidungen zwischen verschiedenen
Regierungen, politischen Strategien, Verhandlungs- oder Kriegsphasen.
Auch wenn es nicht wörtlich so benannt wird, ist hier ganz klar:
Für das Solibündnis heißt das Problem schlicht Israel.
Deshalb findet sich in dem Aufruf auch kein Wort über die
Ablehnung sämtlicher Friedenspläne durch Arafat, über
die politische Dominanz offen antisemitischer Gruppen in
Palästina, die das Existenzrecht Israels nach wie vor ablehnen und
über ihre Mordanschläge, die dieser Haltung ständig
praktisch Nachdruck verleihen. Eine weitere Forderung war die
"Auflösung der Siedlungen" - welcher? Gemeint sind wahrscheinlich
die jüdischen Siedlungen in den sogenannten besetzten Gebieten -
lautet die Forderung also: Palästina judenfrei?
(trend.online-zeitung 04/2002). Auf bundesweiten Demonstration fanden
sich 5000 Teilnehmende zur "Solidarität mit der Intifada" ein. Aus
der Demonstration heraus werden Antideutsche, die auf der
gegenüberliegenden Straßenseite den Aufmarsch beobachten,
beschimpft und tätlich angegriffen (GAM Infomail 59, 24.03.2002;
Bahamas Nr. 38, Frühjahr 2002).
Berlin, BRD:
Am Abend warfen Unbekannte zwei Rohrbomben auf den Eingang der
Trauerhalle des jüdischen Friedhofs an der Heerstraße in
Charlottenburg (FR 30.04./01.05.2002; Bahamas Nr. 38, Frühjahr
2002).
Paris, Frankreich:
Große israelfeindliche Demonstration.
Samstag, 23. März 2002:
München, Bayern, BRD:
600 Teilnehmende auf einer anti-israelischen Demonstration mit sechs
Verhaftungen, davon eine, weil die Fahne des verbotenen islamischen
Kalifatstaat getragen worden sei. Auf einer zentralen Rede wurde als 5.
Forderung formuliert: "Rückkehrrecht für alle
Flüchtlinge, damit würde gleichzeitig die Existenz Israels
als exklusiv-jüdischer Staat automatisch beendet" (GAM Infomail
61, 04.04.2002).
Sonntag, 24. März 2002:
Stockholm, Schweden:
Eine anti-israelische Demonstration zieht zu einer pro-israelischen
Veranstaltung und greift diese an. Eine große Anzahl Steine
werden geworfen. Mehrere hundert Demonstranten werden festgenommen
(Aufbau N° 8, April 18, 2002).
Samstag, 30. März 2002:
Berlin, BRD:
Nach Veranstalterangaben demonstrieren 5000, laut Polizei 3000
Menschen für eine "Intifada bis zum Sieg!". Aufgerufen hatten das
"Solidaritätsbündnis - Palästina - Berlin" der
Vereinigten Palästinensischen Gemeinde Berlin zusammen mit dem
"Arbeitskreis Nahost" aus dem Umfeld der Heinrich-Böll-Stiftung,
der "Initiative Libertad!", dem Linksruck sowie autonomen Gruppen
für die Intifada (jW 02.04.2002; Linksruck-Website).
Lyon, Frankreich:
In der Nacht zum Samstag Brandanschlag auf eine Synagoge. Eine
Gruppe von etwa 20 Tätern benutzt zwei gestohlene Autos als
"Rammböcke", die erst gegen die Synagoge gefahren und
anschließend in Brand gesetzt wurden (dpa 01.04.2002; FR
24.04.2002).
Paris, Lyon, Straßburg, Marseille und Toulouse, Frankreich:
Es demonstrierten mehr als 10000 Menschen in Solidarität mit
den Palästinensern. "Wir sind alle Palästinenser" und "Bush
Mörder - Scharon Mörder", stand auf den Plakaten der
Demonstranten, die dem Aufruf der Vereinigung "Solidarität
Frankreich - Palästina" gefolgt waren (dpa 01.04.2002).
Ostern, 30. oder 31. März 2002:
Strasbourg, Frankreich:
Brandanschlag auf eine Synagoge, die vermutlich niederbrannte (jW
02.04.2000; Aufbau N° 8, April 18, 2002; graswurzelrevolution 269,
Mai 2002).
Vermutlich am langen Osterwochenende, 30. und 31. März sowie 1.
April 2002:
Montpellier, Frankreich:
Anschlag auf eine Synagoge (Aufbau N° 8, April 18, 2002).
Paris, Frankreich:
Angriff auf einen jüdischen Schulbus in einem Vorort. Ein
achtjähriges Mädchen wird an der Schulter verletzt. Die
Polizei spricht lediglich von Vandalismus. Ein ähnlicher Angriff
auf einen Schulbus ereignete sich in dieser Zeit auch in Toulouse
(Aufbau N° 8, April 18, 2002; Mitteilung Samuels am 10.05.2002).
Toulouse, Frankreich:
Anschlag auf eine koschere Schlachterei (dpa 01.04.2002).
1. Januar bis 31. März 2002:
BRD:
Die Justizbehörden registrierten offiziell 127 antisemitische
Vorfälle (Jungle World 21, 15.05.2002).
Sonntag, 31. März oder Montag, 1. April 2002:
Berlin, BRD:
Zwei einundzwanzig Jahre alte orthodoxe Juden aus New York sind am
Abend auf dem Kurfüstendamm von mehreren "südländisch
aussehenden" Tätern angegriffen worden. Ein Opfer erlitt eine
Platzwunde, konnte aber nach ambulanter Behandlung aus dem Krankenhaus
entlassen werden (KN 03.04.2002; Jüdische Allgemeine 08/2002;
Aufbau N° 8, April 18, 2002).
Ende März / Anfang April 2002:
Norwegen:
Die norwegische Supermarktkette Coop Norge, die mit fast 1000
Geschäften gut ein Viertel des norwegischen Einzelhandels
vertritt, kündigt einen Boykott israelischer Waren an. Am 5. April
wollten die schwedische und dänische Coop-Gruppe nicht folgen.
Daher wurde der norwegische Boykott aufgrund der Entscheidungsbefugnis
innerhalb der nordischen Coop-Gesellschaft wieder ungewiß (FAZ
06.04.2002).
Montag, 1. April 2002:
Marseille, Frankreich:
In der Nacht zum Montag wurde die Or Aviv Synagoge durch ein Feuer
vollständig zerstört (SZ 02.04.2002; jW 02.04.2002; Aufbau
N° 8, April 18, 2002).
Nizza, Frankreich:
In der Nacht zum Montag wurden die Fensterscheiben eines
jüdischen Gemeindezentrums eingeschlagen (SZ 02.04.2002).
Anderlecht bei Brüssel, Belgien:
In der Macht zum Montag wurden fünf Molotowcocktails auf oder
in eine Synagoge geworfen und damit ein Brand ausgelöst (jW
02.04.2000; SZ 02.04.2002).
Montag, 01. und Dienstag, 02. April 2002:
Berlin, BRD:
Auf Ostermärschen anti-israelische Demonstrationen mit
maßgeblicher Beteiligung islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html - dort
auch ein Medienbericht dazu).
Dienstag, 02. bis 05. April 2002:
Köln, Nordrhein-Westfalen, BRD:
Auf Ostermärschen anti-israelische Demonstrationen mit
maßgeblicher Beteiligung islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html).
Anfang April 2002:
Straßburg, Frankreich:
Brandanschlag auf einen jüdischen Friedhof im Stadtteil
Cronenburg. Als vermutete Täter wurden um den 12.04.2002 zwei
junge Männer nordafrikanischer Abstammung festgenommen. Gegen drei
weitere wurde ermittelt (Berliner Morgenpost 14.04.2002).
Straßburg, Frankreich:
Unbekannte legten am Eingang einer Synagoge, die in der Nähe
des oben erwähnten Friedhofes gelegen ist, einen Brand (Berliner
Morgenpost 14.04.2002).
Straßburg, Frankreich:
Die Polizei findet auf einem Friedhof eine Rohrbombe, die nicht
detoniert war (Berliner Morgenpost 14.04.2002).
Montpellier, Frankreich:
Auf eine Synagoge wurde ein weiterer Molotowcocktail geworfen
(graswurzelrevolution 269, Mai 2002).
Aubervilliers, Frankreich:
Der Bus einer jüdischen Schule brannte aus
(graswurzelrevolution 269, Mai 2002).
Erste Aprilwoche 2002:
Schweden:
In der Woche nach Pessach zählte die Polizei 30 Ereignisse mit
antisemitischem Hintergrund gegenüber 130 jährlichen
Ereignissen in den Jahren zuvor (Aufbau N° 8, April 18, 2002).
Vermutlich Anfang April:
Coburg, Bayern, BRD:
Mit einem Aufruf zu einem Boykott jüdischer Produkte hat der
Chefredakteur des Coburger Szenemagazins "Kult", Mario Dultz, einen
Sturm der Entrüstung hervorgerufen. In seinem Artikel schrieb der
Autor: "Don't buy Jewish! Free Palästina!" (ad/zö für
inn, israelnetz.de 19.04.2002, 09:24 Uhr).
Göteborg, Schweden:
Eine jüdische Familie wird nach einem angedrohten
Bombenattentat von der Polizei aus ihrem Haus evakuiert. Die Familie
kann am nächsten Tag wieder einziehen, da keine Bombe gefunden
wurde (Aufbau N° 8, April 18, 2002).
Mittwoch, 03. April 2002:
Antwerpen, Belgien:
Die Arabisch-Europäische Liga von Abou Jahjah hatte eine
palästinensische Solidaritätsdemonstration organisiert. Gegen
Ende der Veranstaltung zogen kleinere Gruppen Jugendlicher ins
jüdische Viertel am Zentralbahnhof und demolierten dort
jüdische Läden. Für Antwerpens Juden, mit 20 000
Angehörigen die größte jüdische Gemeinde Europas,
war das ein Schock. Als Tage später der Stadtrat über die
Ausschreitungen debattierte, saßen viele jüdische
Antwerpener auf den Zuschauerrängen und vernahmen erstaunt, wie
der Chef des Vlaams Blok in ihrer Stadt über Stadtverwaltung und
Polizei herzog und ihnen seinen Schutz anbot: "Auf uns können Sie
sich immer verlassen."
Mancher mag seinen Ohren nicht getraut haben: Der Chef einer Partei,
die bis heute für eine Amnestierung flämischer
Nazikollaborateure eintritt, hielt ein dramatisches Plädoyer
für die Antwerpener Juden. Für den prominenten liberalen
Lokalpolitiker André Gantman, früher Herausgeber einer
antifaschistischen Zeitschrift, sind die antisemitischen
Übergriffe in Belgien Grund genug, die Abwehrhaltung der
etablierten Parteien gegen den Vlaams Blok in Frage zu stellen. "Der
Vlaams Blok ist ausgesprochen proisraelisch", bestätigte Louis
Davids, Chefredakteur des "Belgisch-jüdischen Wochenblatts".
"Gegen die Ausschreitungen vom April hat der Vlaams Blok heftig
gewettert. Er ist auch gegen die von den Linken geforderte Aufhebung
des Assoziierungsvertrags der EU mit Israel." Die hätte für
Antwerpen als Zentrum des Diamantenhandels fatale Folgen, denn einer
der Haupthandelspartner ist die Diamantenbörse von Tel Aviv.
"Natürlich weiß ich nicht, wie ernst es der Blok mit seiner
Charmeoffensive meint", sagte Davids (Stuttgarter Zeitung 04.12.2002).
Mittwoch bis Freitag, 03. bis 05. April 2002:
Karlsruhe, Baden-Württemberg, BRD:
Auf Ostermärschen anti-israelische Demonstrationen mit
maßgeblicher Beteiligung islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html).
Donnerstag, 4. April 2002:
Schleswig-Holstein, BRD:
Das Schleswig-Holstein Musik Festival hat das Gastspiel des Israel
Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Zubin Mehta abgesagt, das
am 29. August ein Highlight des Musiksommers im Kieler Schloss bilden
sollte. Der Festivaldirektor Rolf Beck behauptete, daß der Grund
die finanziellen Nachforderungen gegenüber den vorab fest
vereinbarten Konditionen seien (KN 05.04.2002).
Wien, Österreich:
Anti-israelische Demonstration mit maßgeblicher Beteiligung
islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html - dort
auch Reaktionen).
Bern, Schweiz:
Anti-israelische Demonstration mit maßgeblicher Beteiligung
islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html - dort
auch ein Bericht).
Kopenhagen, Dänemark:
Aktive der Organisation Globale Rødder haben um 15.30 Uhr ein
großes Transparent mit der Aufschrift BOYKOTTIERT ISRAEL vom Dach
bei der israelischen Fluggesellschaft El Al in der Vesterbrogade
gegenüber dem Hauptbahnhof entrollt. Gleichzeitig haben andere
Aktive Flugblätter vor dem Büro verteilt. Die Aktion verstand
sich als Unterstützung für die internationale "Boykot
Israel"-Kampagne, die in diesen Monaten anlief. Die Gruppe schloß
ihren Aufruf mit "Global Intifada!!! We are all Palestinians!!!"
(Pressemeldung Globale Rødder 04.04.2002).
Freitag, 5. April 2002:
Hamburg, BRD:
Anti-israelische Demonstration mit maßgeblicher Beteiligung
islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html dort
auch der Aufruf und ein Bericht).
Leipzig, BRD:
Bei einer pro-palästinensischen Demonstration durch die
Innenstadt kommt es zu Auseinandersetzungen. Bereits als die Demo an
der Uni vorbeizieht, auf deren Dach von Antifaschisten eine israelische
Fahne hochgehalten wird, versuchen einige ihrer Teilnehmer, das
Gebäude zu stürmen. Die Polizei kann dies noch verhindern.
Als die Demonstration kurz darauf an einem Kaufhaus vorbeizieht, hinter
dessen Schaufensterscheiben andere Antifaschisten abermals die
israelische Fahne drapieren, dringt ein aus ca. 15 Palästinensern
bestehender Mob in das Kaufhaus ein. Die Antifas werden von ihnen mit
äußerster Brutalität zusammengeschlagen (Bahamas Nr.
38, Frühjahr 2002).
Wien, Österreich:
Anti-israelische Demonstration mit maßgeblicher Beteiligung
islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html).
Samstag, 6. April 2002:
Bremen, BRD:
Am Rande einer Pro-Palästina-Demo findet sich eine Gruppe von
Menschen ein, die ein Transparent mit der Aufschrift "Solidarität
mit Israel" hochhält. Aus der Demonstration heraus wird versucht,
die Gruppe anzugreifen, was von Ordnern verhindert werden kann. Auf dem
Nachhauseweg werden vier Menschen angepöbelt und als
"Scheißjuden" beschimpft. Eine Person wird durch eine von einem
Palästinenser geworfene, volle Bierdose im Gesicht verletzt
(Bahamas 38, Frühjahr 2002). Die anti-israelische Demonstration
mit maßgeblicher Beteiligung islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html).
Hannover, Niedersachsen, BRD:
Anti-israelische Demonstration mit maßgeblicher Beteiligung
islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html).
Berlin, BRD:
Anti-israelische Demonstration mit maßgeblicher Beteiligung
islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html - Foto).
Bonn, Nordrhein-Westfalen, BRD:
Anti-israelische Demonstration mit maßgeblicher Beteiligung
islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html).
Dortmund, Nordrhein-Westfalen, BRD:
Anti-israelische Demonstration mit maßgeblicher Beteiligung
islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html -
Bilder).
Karlsruhe, Baden-Württemberg, BRD:
Anti-israelische Demonstration mit maßgeblicher Beteiligung
islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html).
Stuttgart, Baden-Württemberg, BRD:
Anti-israelische Demonstration mit maßgeblicher Beteiligung
islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html).
München, Bayern, BRD:
Anti-israelische Demonstration mit maßgeblicher Beteiligung
islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html).
Linz, Österreich:
Anti-israelische Demonstration mit maßgeblicher Beteiligung
islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html).
Bern, Schweiz:
Anti-israelische Demonstration mit maßgeblicher Beteiligung
islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html -
Bericht).
Paris, Frankreich:
In der Nacht zum Samstag wurde im Vorort Garges-les-Gonesse die
Synagoge mit einem Molotow-Cocktail angegriffen (jW 09.04.2002).
Marseille, Frankreich:
Abends warfen drei Attentäter einen Molotow-Cocktail auf
Polizeibeamte, die eine Synagoge bewachten (jW 09.04.2002).
London, Großbritannien:
Englische Wissenschaftler rufen einen Boykott des
israelisch-europäischen Kulturaustausches aus. Zum Boykott
aufgerufen hatte die englische
Palästina-Solidaritätskampagne. Der Aufruf wurde in der
Tageszeitung "The Guardian" publiziert. Später unterstützten
auch französische Gelehrte den Boykottaufruf in einem Inserat in
der Zeitung "Libération" (Aufbau May 2, 2002, No. 9).
Wochenende 6./7. April 2002:
Arhus, Dänemark:
Etwa hundert palästinensische Zuwanderer und dänische
Neonazis griffen eine pro-israelische Kundgebung an. 31 Angreifer
wurden nach den Straßenkrawallen festgenommen (FR 09.04.2002).
Sonntag, 7. April 2002:
Paris, Frankreich:
Im Viertel La Corneuve im Norden der Hauptstadt wurden am Abend vier
Benzinbomben auf die Synagoge geworfen (jW 09.04.2002).
Marseille, Frankreich:
Zwei Molotowcocktails wurden gegen eine Synagoge geworfen
(graswurzelrevolution 269, Mai 2002).
Marseille, Frankreich:
Sonntagabend brach im Keller eines jüdischen Kindergartens ein
Feuer aus, das sofort gelöscht werden konnte. Die Polizei ging von
Brandstiftung aus (FR 09.04.2002; NZZ, 09.04.2002).
Montag, 8. April 2002:
Frankfurt am Main, Hessen, BRD:
Im Antifa-Cafe im autonomen Zentrum "Exzess" kommt es zu einem
Angriff auf ein Mitglied der Gruppe "sinistra!radikale linke". Der
Angegriffene hatte sich zuvor mit einer anderen Person über einen
Aushang unterhalten, auf dem geschrieben stand, daß man
künftig keine religiösen Symbole wie den Davidstern im Cafe
mehr dulden würde. Dabei merkten sie, wie sie von einer sich
martialisch gebenden Gruppe aufmerksam beobachtet wurden. Beim
Hinausgehen wird ihnen von dieser Gruppe "da geht ja der Mossad"
hinterhergebrüllt. Die Frage, was dies solle, wird mit
Faustschlägen beantwortet. Der Angegriffene trägt eine
Platzwunde und ein blaues Auge davon. Nur das Eingreifen anderer
Gäste kann eine Eskalation verhindern. Statt sich mit dem
Verwundeten politisch zu solidarisieren, herrscht jedoch die Meinung
vor, "wer israelsolidarische Meinungen wie die sinistra vertrete,
müsse sich nicht wundern, wenn es auch mal aufs Maul gebe"
(Bahamas 38, Frühjahr 2002).
Bielefeld, Nordrhein-Westfalen, BRD:
Anti-israelische Demonstration mit maßgeblicher Beteiligung
islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html).
Schwerin, Mecklenburg-Vorpommern, BRD:
Anti-israelische Demonstration mit maßgeblicher Beteiligung
islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html).
Paris, Frankreich:
In der Nacht zum Montag schleuderten Unbekannte vier Brandsätze
gegen die Synagoge im Pariser Vorort La Courneuve. Dabei wurde die
Eingangstür beschädigt, das Feuer breitete sich jedoch nicht
aus (FR 09.04.2002; NZZ 09.04.2002).
Dienstag, 9. April 2002:
Bielefeld, Nordrhein-Westfalen, BRD:
Die Mehrheit von etwa 300 antizionistischen Demonstranten bedachte
ein Grüppchen von knapp 20 Leuten, das mit einem Transparent
"Solidarität mit Israel!" schweigend am Straßenrand stand,
mit dem Sprechchor "Judenschweine! Judenschweine!" (Flugblatt
Georg-Weerth-Gesellschaft e.V., Detmold Mai 2002). Die anti-israelische
Demonstration mit maßgeblicher Beteiligung islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html).
Wien, Österreich:
Anti-israelische Demonstration mit maßgeblicher Beteiligung
islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html).
Paris, Frankreich:
Abends wurde zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage ein
Brandanschlag auf die Synagoge in Garges-Lès-Gonesse
geschleudert (siehe 07.04.). Es sei kein Schaden entstanden, hieß
es. Der Brandsatz hatte an der Rückseite des Gotteshauses einen
Müllhaufen entzündet. Jüdische Studenten aus dem
Nachbargebäude konnten den Brand ersticken (FR 11.04.2002).
Mittwoch, 10. April 2002:
Berlin, BRD:
Mit Parolen wie "Juden raus!" - was die Anführer noch schnell
zu "Zionisten raus!" änderten - überfielen 20 zum Teil
bewaffnete Leute eine Veranstaltung pro-israelischer linker Gruppen.
Sie traten die Eingangstür aus Glas ein und prügelten im
Restaurant "Orlando", wo die Veranstaltung stattfinden sollte, gezielt
auf Leute ein. Bilanz: Ein ernsthaft Verletzter, der im Krankenhaus
stationär behandelt werden mußte (und nur knapp einer
Notoperation entgeht) und drei Leichtverletzte (Schnittwunden von
gesplittertem Glas, Prellungen) und erheblicher Sachschaden. Es
entstand erheblicher Sachschaden durch eingeschlagene Fenster. Mehrfach
waren zuvor schon pro-israelische Linke bedroht und in mindestens vier
Fällen geschlagen worden. Von den mit Knüppeln, Tschakos und
einem Springmesser bewaffneten Antisemiten wurden u.a. zwei
mutmaßliche Funktionäre der linksradikalen
palästinensischen PFLP, zwei Migranten der stalinistischen Gruppe
Revolutionäre Kommunisten (ehemals: RIM) sowie ein Mitglied der
semi-trotzkistischen Minipartei Linksruck identifiziert
(Presseerklärung Bahamas Mitte April 2002; Bahamas 38,
Frühjahr 2002).
Frankfurt am Main, Hessen, BRD:
Ein 75jähriger Mann aus Neu-Isenburg wird im Anschluß an
die Kundgebung "Solidarität mit Israel", zu der der Zentralrat der
Juden in Deutschland aufgerufen hatte, brutal zusammengeschlagen. Der
Mann war gerade beim Einladen von Plakaten, als er von hinten
attackiert wurde. Dabei erlitt er eine Gehirnerschütterung und
Rippenbrüche. Als jemand diese Nachricht auf Indymedia postete,
wurde sie zunächst von den Moderatoren gelöscht. Auch die
Frankfurter Presse versuchte den Vorfall herunterzuspielen (Bahamas 38,
Frühjahr 2002).
Konstanz, Baden-Württemberg, BRD:
Anti-israelische Demonstration mit maßgeblicher Beteiligung
islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html).
Paris, Frankreich:
15 Unbekannte überfielen eine Jugendmannschaft eines
jüdischen Fußballvereins (Berliner Morgenpost 14.04.2002).
1. bis 10. April 2002:
Großbritannien:
Es gab offiziell 15 antisemitische Zwischenfälle. Acht Mal
wurden Juden tätlich angegriffen, zwei Opfer mußten im
Krankenhaus behandelt werden (Jüdische Allgemeine 10/02, 8. Mai
2002).
Donnerstag, 11. April 2002:
Hamburg, BRD:
In der Sendung "Afrika, Asien, Lateinamerika IN KONTAKT" des Freien
Radios FSK wurde ein in Deutschland lebender Palästinenser
interviewt. Er redete hauptsächlich über Ariel Scharons
Biographie. Das Interview schloß mit zwei Statements: Erstens
vermisse er, daß Paul Spiegel "klare Worte" gegen die israelische
Politik sagt. Darüber hinaus vertrat der Interviewte die Ansicht,
daß es keinen Unterschied gäbe zwischen den Kämpfen der
Juden gegen die Nazis und den Kämpfen der Palästinenser gegen
die Israelis. Der deutsche Moderator griff nicht ein, sondern
pflichtete dem Interviewten bei (www.fsk-hh.org).
Freitag, 12. April 2002:
Mainz, Rheinland-Pfalz, BRD:
Anti-israelische Demonstration mit maßgeblicher Beteiligung
islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html).
Wien, Österreich:
Anti-israelische Demonstration mit maßgeblicher Beteiligung
islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html).
Straßburg, Frankreich:
Unbekannte haben einen jüdischen Friedhof geschändet. Etwa
20 Grabsteine sowie eine Mauer waren mit Hakenkreuzen und
antisemitischen Parolen beschmiert worden. Die Tat wurde am Freitag
entdeckt. Es war bereits der vierte Anschlag im Stadtteil Cronenbourg
im April (Berliner Morgenpost 14.04.2002; taz 15.04.2002).
Samstag, 13. April 2002:
Berlin, BRD:
Zum seit 1976 von der PLO ausgerufenen "Tag des
Palästinensischen Bodens" demonstrierten nach Polizeiangaben 11
000, nach Veranstalterangaben 25 000 Menschen aus linksradikalen,
fundamentalistischen und faschistischen Organisationen unter dem
Nazi-Motto "Palästina muss leben" (dieses Linksruck-Plakat konnte
in jedem Block gesehen werden und war das einigende Band der
Demonstration; es zitierte die Aufschrift des Hamburger Kriegsdenkmals:
"Deutschland muß leben, und wenn wir sterben müssen").
In der Vorbereitung hatte sich ein Vorschlag, daß sich
wenigstens offiziell von den sogenannten "Selbstmordattentätern"
zu distanzieren sei, um eine bessere Position in der
Öffentlichkeit zu haben, nicht durchsetzen können, weil
dieser Tag zugleich der achte Jahrestag des ersten Massenmord-Anschlags
durch Selbstsprengung war (damals handelte es sich um eine
Selbstsprengung in einem Bus im ZOB von im israelischen Kernland
liegenden Hadera mit fünf Ermordeten; Hamas übernahm die
Verantwortung).
Die Demonstration formierte sich nach Volksgruppen: Vorne die
Blöcke der "gemäßigten" und linksradikalen
Palästinenser, dahinter der fundamentalistische arabische Block
mit Hamas, Djihad und Hizbollah-Fahnen, danach die kommunistischen,
fundamentalistischen und faschistischen Gruppen aus der Türkei
(zuerst eine kurdische Gruppe mit einem kleinen Block, dahinter
zunächst die verschiedenen kommunistischen Gruppen und Parteien
aus der Türkei, dann der Fundamentalisten und schließlich
der faschistischen Grauen Wölfe), dahinter die kommunistischen,
fundamentalistischen und faschistischen Gruppen aus dem übrigen
islamischen Raum (vorne die iranischen Kommunisten, dahinter die
Fundamentalisten, schließlich der Rest, u.a. mit der albanischen
UCK), zum Schluß die europäischen, wohl vornehmlich
deutschen Linksradikalen zusammen mit ihren faschistischen
Volksgenossen, die leider jedoch ihre Organisationszugehörigkeit
verdeckt hielten. Lediglich die SAV ignorierte diese völkische
Sortierung und lief neben dem Block der türkischen
Fundamentalisten her. Die "Bürgerrechtsbewegung Solidarität"
war die einzige faschistische Gruppe, die aus unerklärlichen
Gründen der Demonstration verwiesen wurde.
Unter den "gemäßigten" Palästinensern befanden sich
mehrere Kinder, die von ihren Eltern mit
Sprengstoffgürtel-Attrappen verkleidet worden waren. Mit den Rufen
"Judenschwein" und "Yahud Kalb" (das ist arabisch und heißt auf
deutsch: "Judenhund/e") sowie Hitlergruß versuchten etwa 2000
Linksradikale und Fundamentalisten gemeinsam eine pro-israelische
Kundgebung anzugreifen. Die pro-israelische Kundgebung mußte
fluchtartig aufgelöst werden, weil die Polizei den Teilnehmenden
nicht mehr die Sicherheit vor dem antisemitischen Mob garantieren
konnte bzw. wollte. Vor der britischen Botschaft kam es zu weiteren
Tumulten: Steine und Farbbeutel flogen auf das Gebäude in der
Wilhelmstraße. Die Botschaft vermeldete einen Sachschaden von
mehreren 100 000 Euro. Mehrfach wurden israelische Fahnen verbrannt.
Vorbereitet und aufgerufen hatte zu diesem größten
antisemitischen Aufmarsch in Deutschland nach 1945 ein
"Solidaritätsbündnis für Palästina" der Vereinigten
Palästinensichen Gemeinde Berlin-Brandenburg /
Palästinensiche Gemeinde Berlin mit diversen linken Gruppen als
Unterstützer, so u.a. der aus dem Umfeld der
Heinrich-Böll-Stiftung stammende Arbeitskreis Nahost Berlin, das
Gegeninformationsbüro Berlin, FrauenNetzAttac Berlin als auch die
Antifaschistische Aktion Lüneburg / Uelzen und Autonome Antifa
Lüdenscheid (u.a. jW; Augenzeugenbericht jhh). Die Demonstration
verstanden islamistische Kreise als ihre eigene
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html - dort
auch ein Bericht).
Düsseldorf, Nordrhein-Westfalen, BRD:
5000 bzw. 6000 Menschen auf einer anti-israelischen Demonstration
zum "Tag des Palästinensischen Bodens" (ND 15.04.2002; GAM
Infomail 63, 17.04.2002). Die Demonstration verstanden islamistische
Kreise als ihre eigene
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html - dort
auch ein Bericht).
Lippstadt, Nordrhein-Westfalen, BRD:
Anti-israelische Demonstration zum "Tag des Palästinensischen
Bodens" mit maßgeblicher Beteiligung islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html - dort
auch ein Bericht).
Frankfurt am Main, Hessen, BRD:
7000 Menschen auf einer anti-israelischen Demonstration zum "Tag des
Palästinensischen Bodens" (ND 15.04.2002; GAM Infomail 63,
17.04.2002). Die Demonstration verstanden islamistische Kreise als ihre
eigene (www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html -
dort auch ein Bericht).
Mainz, Rheinland-Pfalz, BRD:
1500 Menschen auf einer anti-israelischen Demonstration (GAM
Infomail 63, 17.04.2002). Die Demonstration zum "Tag des
Palästinensischen Bodens" mit maßgeblicher Beteiligung
islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html - dort
auch ein Bericht).
Heidelberg, Baden-Württemberg, BRD:
Anti-israelische Demonstration zum "Tag des Palästinensischen
Bodens" (jW).
Mannheim, Baden-Württemberg, BRD:
2000 Menschen auf einer anti-israelischen Demonstration (GAM
Infomail 63, 17.04.2002). Die Demonstration zum "Tag des
Palästinensischen Bodens" mit maßgeblicher Beteiligung
islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html).
Ulm, Baden-Württemberg, BRD:
600 Menschen auf einer anti-israelischen Demonstration (GAM Infomail
63, 17.04.2002). Die Demonstration zum "Tag des Palästinensischen
Bodens" mit maßgeblicher Beteiligung islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html).
München, Bayern, BRD:
4000 Menschen auf einer anti-israelischen Demonstration zum "Tag des
Palästinensichen Bodens". Es wurde "Tod den Juden" gerufen und auf
einem Schild das Hakenkreuz mit dem Davidstern gleichgesetzt.
Islamisch-fundamentalistische und türkisch-nationalistische
Gruppen zeigten ihre Fahnen. Ein pro-israelischer Protest von zwei
Personen am "Mahnmal für die Opfer der Nazi-Herrschaft" wird
angegriffen, einer wurde mit Füßen und Fäusten
traktiert. Dabei wurden fünf Palästinenser verhaftet (GAM
Infomail 63, 17.04.2002; Presseerklärung des AStA an der
Ludwig-Maximilians-Universität München; SZ 04./05.05.2002;
Bahamas 38, Frühjahr 2002; GAM Infomail 71, 06.2002). Die
Demonstration verstanden islamistische Kreise als ihre eigene
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html - dort
auch ein Bericht).
Nürnberg, Bayern, BRD:
Anti-israelische Demonstration zum "Tag des Palästinensischen
Bodens" mit maßgeblicher Beteiligung islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html).
Würzburg, Bayern, BRD:
Unter dem Motto "Frieden für alle" ruft die "Friedensinitiative
Nahost" zu einer Demo auf, die sich schnell als eine
Solidaritätsdemonstration mit dem "palästinensischen
Befreiungskampf" entpuppt. Als Gegendemonstranten bei der
Abschlußkundgebung versuchen, eine Israelfahne sichtbar zu
plazieren, werden sie von mit Palästinensertüchern vermummten
Personen angegriffen. Es wird versucht, die Fahne zu zerreißen
bzw. anzuzünden. Das darauf folgende Handgemenge muß von
Ordnern und Polizei geschlichtet werden (Bahamas 38, Frühjahr
2002).
Wien, Österreich:
Anti-israelische Demonstration zum "Tag des Palästinensischen
Bodens" (jW).
Salzburg, Österreich:
Anti-israelische Demonstration zum "Tag des Palästinensischen
Bodens" mit maßgeblicher Beteiligung islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html).
Kiew, Ukraine:
Rund 50 Jugendliche griffen die Synagoge an. Wie Rabbi Mosche Asman
berichtete, hätten die Jugendlichen mit Steinen und Flaschen nach
Gläubigen geworfen und mehrere Scheiben zerstört. Davor seien
die Täter mit "Tötet die Juden"-Rufen die Hauptstraße
entlang gezogen. Mehrere Personen wurden verletzt, es entstand
erheblicher Sachschaden (taz 15.04.2002).
Wochenende 13. oder 14. April 2002:
Kassel, Hessen, BRD:
800 Menschen auf einer anti-israelischen Demonstration (GAM Infomail
63, 17.04.2002).
Tübingen, Baden-Württemberg, BRD:
500 Menschen auf einer anti-israelischen Demonstration (GAM Infomail
63, 17.04.2002).
Amsterdam, Niederlande:
Mit der anti-israelischen Demonstration "Stoppt den Krieg in
Palästina" haben islamistische Niederländer gegen die
israelische Militäroperation protestiert. Zur Kundgebung hatte das
"Niederländische Palästina-Komitee" aufgerufen. Demnach zogen
etwa 30 000 Teilnehmende durch die Innenstadt, die Polizei sprach von
bis zu 15 000 Menschen. Die Polizei beschlagnahmte mehr als 100
rassistische Spruchbänder und Bilder. Zahlreiche Plakate wie
"Scharon - Killer" und Fotomontagen mit Scharon und Hitler waren zu
sehen. Bei der Kundgebung vor dem Königspalast lieferten sich etwa
100 marokkanische Jugendliche Kämpfe mit der Polizei. Mehrere
Beamte und Demonstranten wurden verletzt (SZ 15.04.2002).
London, Großbritannien:
Bis zu 15 000 Menschen auf einer anti-israelischen Demonstration (FR
15.04.2002).
Frankreich:
Mehrere tausend Menschen auf anti-israelischen Demonstrationen
"für Solidarität mit dem palästinensischen Volk" (FR
15.04.2002).
Istanbul, Türkei:
Mehr als 5000 Menschen demonstrierten gegen die israelische Politik.
Demonstranten setzten israelische Flaggen in Brand und forderten den
türkischen Ministerpräsidenten Bülent Ecevit zu
Rücktritt auf. Ecevit hatte das israelische Vorgehen kürzlich
als "Völkermord" bezeichnet, sich jedoch wenig später
für die Äußerung entschuldigt (FR 15.04.2002).
Sonntag, 14. April 2002:
Berlin, BRD:
Nach der Demonstration "Solidarität mit Israel" sind zwei
jüdische Frauen im Alter von 21 und 58 Jahren am U-Bahnhof
Neukölln Opfer einer antisemitischen Attacke geworden. Zwei etwa
20 Jahre alte Männer, die als "südländisch aussehend"
beschrieben wurden, sprachen die jüngere der beiden Frauen auf
ihre Halskette mit einem Davidstern an und fragten sie nach ihrer
Religion. Als sie sagte, sie sei Jüdin, riss ihr einer der
Täter den Schmuck vom Hals und schlug ihr ins Gesicht. Ihre 58
Jahre alte Mutter, die der Tochter zu Hilfe eilen wollte, wurde
ebenfalls ins Gesicht geschlagen. Beide Frauen erlitten Prellungen und
mussten in einem Krankenhaus ambulant behandelt werden (SZ 16.04.2002;
Aufbau N° 8, April 18, 2002; Bahamas 38, Frühjahr 2002).
Cergy, Frankreich:
Unbekannte haben zwei Brandsätze auf das Haus einer
jüdischen Familie in der Nähe von Paris geschleudert. Wie die
Polizei erst am Mittwoch bekannt gab, hatten die aus Bierflaschen
fabrizierten Molotow-Cocktails zwei Gartenliegen auf der Terrasse des
Hauses in Garges-lès-Gonesse in Brand gesetzt. Der Familienvater
konnte die Flammen mit einem Feuerlöscher ersticken. Die Synagoge
in Garges-lès-Gonesse war in den vergangenen Wochen bereits zwei
Mal (07.04. und 09.04.) mit Brandsätzen beworfen worden (FR
18.04.2002; Tagesspiegel 18.04.2002; Berliner Morgenpost 18.04.2002).
In der Woche vom 8.-14. April 2002:
Antwerpen, Belgien:
Unbekannte haben Molotowcocktails auf die Synagoge geworfen
(Jüdische Allgemeine 09/02, 25. April 2002).
Ionnina, Griechenland:
Unbekannte Täter haben einen jüdischen Friedhof in der
norwestgriechischen Stadt geschändet. Sie warfen vier Grabsteine
um und beschmierten andere Gräber mit anti-israelischen
Sprüchen. Die Polizei ging davon aus, daß die am 16. April
entdeckte Tat bereits einige Tage zuvor verübt wurde (Berliner
Morgenpost 17.04.2002).
Mitte April 2002:
Brüssel, Belgien:
Jüdische Geschäfte wurden gebrandschatzt und Synagogen mit
Molotowcocktails beworfen (NZZ 18.04.2002; Küntzel 2002: 144).
In der Nacht zum 16. oder 17. April 2002:
Herford, Nordrhein-Westfalen, BRD:
Unbekannte beschmierten in der Nacht zum 16. (Jüdische
Allgemeine) oder zum Mittwoch (FR) eine Außenwand der Synagoge
mit einer oder mehr antisemitischen Hass-Parolen. Sie seien mit "PLO"
gezeichnet gewesen. Andere Fassadenteile wurden mit Lack in goldener
Farbe besprüht (FR 18.04.2002; Berliner Morgenpost 18.04.2002;
Jüdische Allgemeine 09/02, 25. April 2002).
Mittwoch, 17. April 2002:
Bielefeld, Nordrhein-Westfalen, BRD:
Vor dem Hintergrund des derzeitigen Konflikts zwischen Israelis und
Palästinensern habe die jüdische Kultusgemeinde in Bielefeld
in den vergangenen Wochen bereits mehrere Drohbriefe erhalten, sagte
der Vorsitzende der Kultusgemeinde, Irith Raub-Michelsohn (FR
18.04.2002).
Wien, Österreich:
Die Plattform SOS Heimat hatte zu einer öffentlichen
Podiumsdiskussion mit dem Titel "Von Benes zu Sharon. Sudetendeutsche
und Palästinenser - entrechtet und vertrieben" in das "Haus der
Heimat" geladen. Auf dem Podium saßen die Rechtsanwältin
Maria Barki-Bekö, die Israel den "Tatbestand: Völkermord!"
vorwarf, der Obmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft
Österreichs Gerhard Zeisel und ein Vertreter der
Palästinensischen Ärztevereinigung und gleichzeitige
Vizepräsident der Palästinensischen Gemeinde in Wien, Georg
Nikola (Jungle World Nr.20, 08.05.2002).
Kopenhagen, Dänemark:
Am Rande des Fußball-Länderspiels Dänemark gegen
Israel ist es zu Ausschreitungen mit 161 Festnahmen gekommen. Die
Polizei konnte weder im Stadion noch in der Umgebung Krawalle
verhindern. Unter anderem wurde dabei auch ein Schuss auf die nahe
gelegene US-Botschaft abgefeuert. Dabei ging eine Scheibe zu Bruch (FR
19.04.2002).
Brüssel, Belgien:
In der Nacht zum Donnerstag sind ein jüdischer Buchladen und
ein koscherer Imbiß und Partyservice angezündet worden
(Jüdische Allgemeine 09/02, 25. April 2002).
29. März bis 17. April 2002:
Frankreich:
Seit Beginn der israelischen Militäroffensive hat eine massive
neue Aggressionswelle eingesetzt: Es wurden insgesamt 395 Straftaten
gegen Jüdinnen und Juden registriert; sie reichen vom
Graffitisprühen bis zum Angriff auf Personen (ak 462, 17.05.2002).
Donnerstag, 18. April 2002:
Aachen, Nordrhein-Westfalen, BRD:
Anti-israelische Demonstration mit maßgeblicher Beteiligung
islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html - dort
auch ein Bericht).
Freitag, 19. April 2002:
Braunschweig, Niedersachsen, BRD:
Anti-israelische Demonstration mit maßgeblicher Beteiligung
islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html).
Lingen, Niedersachsen, BRD:
Anti-israelische Demonstration mit maßgeblicher Beteiligung
islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html - dort
auch ein Bericht).
Schwerin, Mecklenburg-Vorpommern, BRD:
Ein antisemitisches Transparent hat die Polizei vom jüdischen
Friedhof entfernt. Das vier mal ein Meter große
Kunststofftransparent habe vor einem Gedenkstein gelegen. Noch ist
unklar, wer das Plakat wann auf den noch genutzten Friedhof gelegt hat.
Der Staatsschutz ermittelt wegen des Verdachts der Volksverhetzung. Zum
Inhalt des Transparents wurden keine näheren Angaben gemacht (dpa
in Jüdische Allgemeine 09/02, 25. April 2002).
Greifswald, Mecklenburg-Vorpommern, BRD:
Es fand "eine Demonstration der arabischen Studentenschaft in
Greifswald gegen den israelischen Terror in Nahost und die illegale
Besetzung palästinensischer Gebiete durch die Israelis und ihre
Vasallen statt. Mit Genehmigung der Versammlungsleitung nahm auch die
NPD-Greifswald an dieser Protestkundgebung teil. Die
Veranstaltungsleitung, welche darauf bedacht war, dass eine
öffentliche Veranstaltung durchgeführt werden soll,
diskriminierte uns - trotz Forderungen einiger Gestriger - nicht.
Zahlreiche Gespräche mit arabischen Funktionären, aber auch
mit sogenannten politischen "Gegnern" wurden geführt. Forderungen
und Argumente wie "Sharon-Kindermörder",
"Israel-Kindermörder", "George Bush-Kindermörder" oder
"Raus-Raus-Raus-Raus aus Palästina" schallten durch die
Hansestadt" (Pressemitteilung der NPD Greifswald; Bahamas 38,
Frühjahr 2002; konkret 06/02).
Saarbrücken, Saarland, BRD:
Anti-israelische Demonstration mit maßgeblicher Beteiligung
islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html).
Samstag, 20. April 2002:
Berlin, BRD:
Zu Führers Geburtstag organisierten Leute aus dem
PDS/DKP-Umfeld eine antizionistische Konferenz mit Referenten vom
Schlage Karam Khella. Die offen antisemitischen Beiträge
beklatschen 200 Menschen (Kahane 2002).
Kiel, Schleswig-Holstein, BRD:
In der Landeshauptstadt demonstrierten etwa 200-250
"Palästinenser" und sympathisierende Migranten zu Führers
Geburtstag gegen den jüdischen Staat. Die deutsche Antifa suchte
verzweifelt nach Nazis, konnte aber keine entdecken.
Bremen, BRD:
Anti-israelische Demonstration zu Hitlers Geburtstag mit
maßgeblicher Beteiligung islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html - dort
auch Bilder).
Osnabrück, Niedersachsen, BRD:
Anti-israelische Demonstration zu Führers Geburtstag mit
maßgeblicher Beteiligung islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html).
Köln, Nordrhein-Westfalen, BRD:
Anti-israelische Demonstration zu Führers Geburtstag mit
maßgeblicher Beteiligung islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html).
Hagen, Nordrhein-Westfalen, BRD:
Anti-israelische Demonstration zu Führers Geburtstag mit
maßgeblicher Beteiligung islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html).
Münster, Nordrhein-Westfalen, BRD:
Anti-israelische Demonstration zu Hitlers Geburtstag mit
maßgeblicher Beteiligung islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html).
München, Bayern, BRD:
Anti-israelische Demonstration zu Adolf Hitlers Geburtstag mit
maßgeblicher Beteiligung islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html).
Zürich, Schweiz:
Gemäss Polizeiangaben demonstrierten 1500 Personen gegen das
israelische Vorgehen in den besetzten Gebieten. Dazu aufgerufen hatte
die Organisation "Recht für alle", die sich als Dachorganisation
der palästinensischen, arabischen und islamischen Menschen in
Zürich bezeichnet. Der grüne Zürcher Kantonsrat Daniel
Vischer hielt eine Rede, in der er die Schuld an der gegenwärtigen
Lage im Nahen Osten ausschliesslich der israelischen Regierung zuwies
und deren Premierminister Sharon einen "Völkermörder" nannte.
Im Weiteren verglich er Israel mit Serbien und forderte ein Eingreifen
der Europäischen Union. Nach einem gemeinsamen Gebet löste
sich die Kundgebung um 16 Uhr 30 auf (NZZ 22.04.2002; siehe auch:
www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html - dort
auch ein Bericht).
Montag, 22. April 2002:
Detmold, Nordrhein-Westfalen, BRD:
In der Nacht zum Montag wird ein Transparent, auf dem
"Solidarität mit Israel" stand und in ca. 4 Meter Höhe am
Kulturzentrum Alte Pauline befestigt war, abgebrannt (Bahamas 38,
Frühjahr 2002).
Donnerstag, 25. April 2002:
Brüssel, Belgien:
Unbekannte beschmierten am Abend die Fassade eines
Möbelgeschäfts unter jüdischer Leitung mit Morddrohungen
und Hakenkreuzen (Jüdische Allgemeine 09/02, 25. April 2002).
Freitag, 26. April 2002:
Linz, Österreich:
Anti-israelische Demonstration mit maßgeblicher Beteiligung
islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html).
Samstag, 27. April 2002:
Dortmund, Nordrhein-Westfalen, BRD:
Anti-israelische Demonstration mit maßgeblicher Beteiligung
islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html).
Dresden, Sachsen, BRD:
Anti-israelische Demonstration mit maßgeblicher Beteiligung
islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html).
München, Nordrhein-Westfalen, BRD:
Anti-israelische Demonstration mit maßgeblicher Beteiligung
islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html).
Kaufering, Bayern, BRD:
Auf dem Gelände des ehemaligen Dachauer KZ-Außenlagers
"Kaufering VII" haben Unbekannte die Gedenkstätte geschändet.
In der Nacht zum Samstag wurden 18 der 24 Grabsteine des
Konzentrationslagers im Landkreis Landsberg umgeworfen. Dies
bestätigte eine Woche später die Polizei in
Fürstenfeldbruck. Auch auf einem rund einen Kilometer von dem
Lager entfernten jüdischen Friedhof wurden zwei Grabsteine
umgeworfen. Einen Metallriegel des Eingangstors zu dem ehemaligen
KZ-Friedhof fand die Polizei in der Häftlingsbaracke des Lagers in
Kaufering (SZ 04./05.05.2002; ND 04./05.05.2002).
London, Großbritannien:
Mit der Schändung einer Synagoge im Norden Londons im Viertel
Finsbury Park hat die zunehmende Gewalt gegen jüdische
Einrichtungen in Großbritannien einen neuen Höhepunkt
erreicht. Scotland Yard vermutet einen "rassistischen Hintergrund"
für die Tat, bei der Unbekannte am Abend in das Gotteshaus
eingedrungen waren, Fensterscheiben zerschlagen, biblische Schriften
zerrissen sowie Lektionarium, Wände und die israelische Flagge mit
Hakenkreuzen und Farbe beschmiert hatten. Die Schändung der
Synagoge zähle zu den schlimmsten antisemitischen Vorkommnissen
auf der Insel seit Jahren (FR 02.05.2002; Aufbau May 2, 2002 - No. 9).
Wochenende, 27./28. April 2002:
Amsterdam, Niederlande:
670 Fußball-Anhänger des FC Utrecht skandierten auf dem
Weg zum Stadion von Ajax Amsterdam: "Hamas - Juden in die Gaskammer";
gegnerischen Fans zeigten sie den Hitler-Gruß (Anm. jhh: Ajax
gilt seit den 1940ern als jüdischer Verein). Der jüdische
Bürgermeister von Amsterdam, Job Cohen, wandte das Notrecht an (SZ
30.04./01.05.2002).
Sonntag, 28. April 2002:
Berlin, BRD:
Unbekannte warfen um 21:35 Uhr am Fraenkelufer in Kreuzberg einen
Molotow-Cocktail von einem Nachbargrundstück aus auf das
Gelände der Synagoge. Sicherheitsbeamte konnten den Brandsatz
rasch löschen (FR 30.04./01.05.2002; Aufbau May 2, 2002 - No. 9).
Montag, 29. April 2002:
Paris, Frankreich:
Unbekannte haben eine Lagerhalle einer jüdischen Schule im
multi-ethnischen Viertel Sarcelles angezündet. Sie war in Flammen
aufgegangen. Menschen seien nicht zu Schaden gekommen. In Sarcelle
fühlen sich viele Juden schon seit langem gefährdet.
Pöbeleien, verbale Gewalt und Schlägereien mit Nachbarschulen
seien an der Tagesordnung, berichteten Schüler (FR
30.04./01.05.2002; Aufbau May 2, 2002 - No. 9).
Ende April 2002:
Schleswig-Holstein, BRD:
In der Mai-Ausgabe des links-alternativen Blattes Gegenwind erschien
ein Interview mit einem sogenannten "Palästinenser", der
ungehindert Juden als "Problem" bezeichnete, die Shoah relativierte und
über eine jüdische Weltverschwörung schwadronieren
durfte. Der Interviewer wußte daher auch einen Beitrag zu
leisten: "Im Moment führt der israelische Ministerpräsident
Scharon Krieg", lautete eine der Fragen (Gegenwind 164, Mai 2002, S.
24).
Berlin, BRD:
Der Leiter des Jüdischen Lehrhauses der Launder-Foundation,
Chaim Rozwaski, schildert in einem Brief an die Berliner
Öffentlichkeit, dass er selbst in der letzten Aprilwoche auf der
Straße zwei Mal "von Rowdies angepöbelt und als Jude und auf
Arabisch beschimpft" worden sei. Da ihm danach noch weitere Angriffe
auf andere Juden in Berlin bekannt wurden, meide er nun bestimmte
Stadtteile und benutze in den Abendstunden keine öffentlichen
Verkehrsmittel mehr (Tagesspiegel 08./09.04.2002).
Fürth, Bayern, BRD:
In der Nacht vor den Angriffen auf linke Strukturen in Nürnberg
(vermutlich durch Nazis; Anm. jhh) ist auch der neue jüdische
Friedhof in der Nachbarstadt Fürth geschändet worden. Es
wurden Grabsteine umgeschmissen und Runen gesprüht. Die Polizei
ermittelt in Richtung "Schwarze Szene", die linke Szene vermutet
"Nazis" (jW 29.04.2002).
April 2002:
Paris, Frankreich:
Israels Botschafter hatte einen Drohbrief mit einer Revolverkugel
erhalten (Newsletter Israelische Botschaft 23.05.2002).
Ende April / Anfang Mai:
Oslo, Norwegen:
Der Band Kol Simcha mit ihrem auf jüdischen Musiktraditionen
basierendem Jazz wurde ein geplantes Konzert einfach gestrichen, weil
die Veranstalter angeblich Angst vor "Terroristen oder politischen
Kundgebungen" hatten. Die Zeitung Aftenposten berichtete, da0 bei der
Absage auch Druck von arabischen Mitarbeitern des veranstaltenden
Kulturzentrums Cosmopolite eine gewichtige Rolle gespielt habe
(Jüdische Allgemeine 10/02, 8. Mai 2002).
Helsinki, Finnland:
Ein jüdisches Altersheim mußte nach einer Bombendrohung
evakuiert werden (Jüdische Allgemeine 10/02, 8. Mai 2002).
Kopenhagen, Dänemark:
An Häuserwänden findet sich die Losung "Tötet Juden!"
(Jüdische Allgemeine 10/02, 8. Mai 2002).
Niederlande:
Es wurden Hakenkreuzschmierereien an Synagogen und jüdischen
Friedhöfen gemeldet (Jüdische Allgemeine 10/02, 8. Mai 2002).
Gesamt April 2002:
Frankreich:
Seit dem Brandanschlag auf die Synagoge in Marseille am
Osterwochende (siehe 01.04.2002) zählt die französische
Polizei offiziell "ein Dutzend antisemitischer Anschläge pro Tag"
(Siegfried Forster in "Schalom und Schabbat" auf NDR Info am 26.04.02).
Großbritannien:
Nach Angaben von Sicherheitsbehörden hat es 51 antisemitische
Zwischenfälle gegeben (siehe 27.04), dies ist eine
Verfünffachung gegenüber dem ersten Quartal (FR 02.05.2002).
Januar bis April 2002:
Frankreich:
Seit Jahresbeginn registrierten die Behörden mehr als 300
antisemitische Vorfälle (Jüdische Allgemeine 10/02, 8. Mai
2002).
Großbritannien:
Nach Angaben von Sicherheitsbehörden hat es 81 antisemitische
Zwischenfälle gegeben (FR 02.05.2002).
Mittwoch, 1. Mai 2002:
Bielefeld, Nordrhein-Westfalen, BRD:
Bei einer 1. Mai-Demonstration wird bereits vor dem eigentlichen
Beginn des Demonstrationszuges der proisraelische Block von
verschiedenen anderen Teilnehmern, aber insbesondere auch von zwei
Ordnern des DGB, aufgefordert, den Demonstrationszug zu verlassen.
Gegen eine pro-palästinensische Gruppe mit einem großen
Transparent "Das palästinensische Volk wird siegen!" gab es keine
Einwände.
Bereits vor dem Abmarsch gab es Diffamierungen und erste
Handgreiflichkeiten wie das Entreißen des Transparentes
"Solidarität mit Israel!". Obwohl die Demo-Leitung offiziell dem
proisraelischen Block die Teilnahme erlaubt hatte, versuchten Ordner
und Demonstranten gewaltsam, den Block daran zu hindern, an der
Demonstration teilzunehmen. Nachdem die anwesende Polizei das
"Bündnis gegen Antizionismus" in einem Sicherheitsabstand von etwa
20 Metern zur eigentlichen Demonstration isolierte, konnte das
Bündnis der Demonstration folgen.
Von der geplanten Teilnahme des pro-israelischen Blocks an der
Abschlusskundgebung wurde aufgrund massiver Sicherheitsbedenken
abgesehen, zumal die Polizei ausdrücklich darauf hinwies, dass sie
dort für den Schutz der Demonstranten nicht garantieren könne
(Presseerklärung Bündnis gegen Antizionismus, Mai 2002).
Wien, Österreich:
Anti-israelische Demonstration mit maßgeblicher Beteiligung
islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html).
Freitag, 03. Mai 2002:
Düsseldorf, Nordrhein-Westfalen, BRD:
Der Landtagsabgeordnete Jamal Karsli (Fraktion der FDP) warf in der
Wochenzeitung Junge Freiheit den Deutschen "eine moralische
Lähmung" vor. Außerdem sagte er: "Man muß zugeben,
daß der Einfluß der zionistischen Lobby sehr groß
ist: Sie hat den größten Teil der Medienmacht in der Welt
inne und kann jede auch noch so bedeutende Persönlichkeit "klein"
kriegen". Als Beispiel führte er die Monica-Lewinsky-Affäre
des ehemaligen amerikanischen Präsidenten Clinton an. Die
Nahost-Politik von Bundesaußenminister Joseph Fischer nannte er
"einseitig und heuchlerisch". Auf Nachfrage der SZ bestätigte er
diese Äußerungen (FAZ 07.05.2002; SZ 07.05.2002; FAZ
17.05.2002).
Mainz, Rheinland-Pfalz, BRD:
Anti-israelische Demonstration mit maßgeblicher Beteiligung
islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html).
München, Bayern, BRD:
Anti-israelische Demonstration mit maßgeblicher Beteiligung
islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html).
Mittwoch, 08. Mai 2002:
Berlin, BRD:
Im Willy-Brandt-Haus, der Parteizentrale der SPD, redeten Martin
Walser und Kanzler Gerhard Schröder unter der Moderation des "Die
Zeit"-Journalisten Christoph Dieckmann über "Nation, Patriotismus,
demokratische Kultur in Deutschland 2002". Walser sprach von der
"Schicksalsgenossenschaft", aus der die deutsche Nation sich bildete,
und vom "Schlimmsten", das mit der "Mutterkatastrophe" des Ersten
Weltkriegs begann: "Ohne diesen Krieg kein Versailles, ohne Versailles
kein Hitler, ohne Hitler kein Weltkrieg Zwei, ohne Weltkrieg Zwei
nichts von dem, was jetzt unser Bewußtsein bestimmt, wenn wir an
Deutschland denken." (Jungle World 21, 15.05.2002).
Freitag, 10. Mai 2002:
Berlin, BRD:
In das seit der Wende leerstehende frühere Israelitische
Krankenheim der Gemeinde Adass Jisroel drangen Unbekannte ein. Sie
zerstörten in dem Klinkerbau an der Torstraße 146 in
Berlin-Mitte Mobiliar, Türen, Scheiben und Lampen, teilte die
Gemeinde am Sonntag, 12. Mai, mit. Der Hausmeister stellte den Einbruch
am Freitag fest. Nichts an dem äußerlich intakten Haus weist
auf seine Vergangenheit hin. Die Gestapo schloss das Krankenheim 1941.
Von 1950 an war es Sitz der Reichsbahndirektion Berlin (Tagesspiegel
13.05.2002).
Berlin, BRD:
Das Jüdische Krankenhaus in Wedding wurde ab Freitag aus Angst
vor Autobomben-Anschlägen abgeriegelt. Die Abriegelung der Klinik
habe nichts mit der bekanntgewordenen Verwüstung des ehemaligen
Israelitischen Krankenheimes zu tun (Tagesspiegel 12.05.und 13.05.2002).
Samstag, 11. Mai 2002:
Wuppertal, Nordrhein-Westfalen, BRD:
Anti-israelische Demonstration mit maßgeblicher Beteiligung
islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html - dort
auch der Aufruf zur Demo).
München, Bayern, BRD:
Anti-israelische Demonstration mit maßgeblicher Beteiligung
islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html).
Mittwoch, 15. Mai 2002:
Recklinghausen, Nordrhein-Westfalen, BRD:
Der Kreisverband der FDP hat den nordrhein-westfälischen
Landtagsabgeordneten und ehemaligen Grünen Jamal Karsli, der durch
"antiisraelische" Äußerungen aufgefallen war (siehe auch 06.
Mai), trotz massiver Kritik aufgenommen. Der Kreisverband hatte bis
zuletzt ein Restaurant als Versammlungsort einer offenen
Parteiveranstaltung angegeben und erst kurz vor 20 Uhr die
Vorstandsmitglieder per Handy an einen geheimen Treffpunkt gelotst.
Zehn der 15 Vorstandsmitglieder stimmten für die Aufnahme,
darunter der Landtagsabgeodnete Jens Jordan, der sich bei der
Abstimmung über Karslis Aufnahme in die Landtagsfraktion noch
enthalten hatte. Ein stellvertretendes Vorstandsmitglied, daß
gegen die Aufnahme hätte stimmen wollen, womit die
Zwei-Drittel-Mehrheit dahin gewesen wäre, konnte sich nicht an der
Abstimmung beteiligen, wobei entschieden bestritten wurde, daß
dies aus politischen Gründen geschehen sein soll (FAZ 17.05.2002;
SZ 17.05.2002).
Donnerstag, 16. Mai 2002:
Nordrhein-Westfalen, BRD:
Das Vorstands-Mitglied des FDP-Landesverbandes Jürgen
Möllemann meint, seine Auffassung artikulieren zu müssen:
"Ich fürchte, daß kaum jemand den Antisemiten, die es in
Deutschland leider gibt und die wir bekämpfen müssen, mehr
Zulauf verschafft hat als Herr Scharon und in Deutschland Herr
Friedmann mit seiner intoleranten und gehässigen Art" (ZDF
16.05.2002; SZ 18./19.20.05.2002).
München, Bayern, BRD:
Veranstaltung mit einem Vertreter der PFLP (Volksfront zur Befreiung
Palästinas) zum Thema "Für ein multi-ethnisches
sozialistisches Palästina", organisiert von der Gruppe
Arbeitermacht, der Internationalen Trotzkistischen Opposition, der
internationalistischen sozialistischen linken, den
Anarchisten/Rätekommunisten und der Tunesischen
Studentengewerkschaft. Ca. 60 Personen verfolgten die Referate der
Veranstalter und der PFLP. In der anschließenden Diskussion
sprachen sich die Anwesenden überwiegend für eine
uneingeschränkte Unterstützung der PalästinenserInnen
aus. Israel wurde als Brückenkopf des Imperialismus und als
rassistischer Apartheidstaat charakterisiert. Darüber hinaus
wurden Unterschriftenlisten verteilt, in denen die Gewerkschaften
aufgefordert werden, gegen die Besatzungs- und Vertreibungspolitik
Israels Stellung zu beziehen und einen Boykott von Waffenlieferungen zu
organisieren (GAM Infomail 71, 06.2002).
Samstag, 18. Mai 2002:
Berlin, BRD:
Drei Jugendliche haben eine 47jährige Jüdin antisemitisch
beleidigt. Sie sind unter dem Verdacht der Volksverhetzung festgenommen
worden. Es handelte sich um einen 14jährigen Staatenlosen und zwei
15jährige Deutsche, alle libanesischer Herkunft. Sie hatten die
Berlinerin gemeinsam mit einem weiteren unbekannten Komplizen in der
Schwyzer Ecke Barfusstraße in Wedding beschimpft und aus zehn
Metern Entfernung in ihre Richtung gespuckt. Die Frau war aufgrund
ihrer Kopfbedeckung sowie einer traditionellen Tasche für den
Gebetsschal als Angehörige des jüdischen Glaubens erkennbar.
Die Polizei suchte den Schillerpark ab und konnte das Trio festnehmen.
Einer hatte einen Rucksack bei sich, auf dem mit schwarzer Schrift
"PLO" und "Hamas" geschrieben stand (fk, in: Tagesspiegel 22.05.2002).
Montag, 20. Mai 2002:
Saudi-Arabien - BRD:
Gegenüber der saudischen Zeitung "Al-Watan" sagt Karsli,
daß der Zentralrat der Juden jedes innenpolitische Thema in
Deutschland dafür benutze, die Politik Israels zu
unterstützen. Aus diesem Grunde sei auch der Fall Karsli innerhalb
kürzester Zeit zu einer großen Kampagne aufgebauscht worden
(FAZ 21.05.2002).
Dienstag, 21. Mai 2002:
Kiel, Schleswig-Holstein, BRD:
Wolfgang Kubicki, Fraktionschef der FDP im schleswig-holsteinischen
Landtag, nahm Möllemann in Schutz. Es könne nicht jede Kritik
am Zentralrat der Juden schon unter Antisemitismusverdacht gestellt
werden. Außerdem sei die Debatte "Teil einer Kampagne des
politischen Gegners" (NDR Info 21.05.2002; Tagesspiegel 22.05.2002).
BRD:
Möllemann betonte, daß er bezüglich seiner Kritik an
Israel und an Michel Friedmann bei seinen Aussagen bleibe, letzterer
zeige eine "elitäre überhebliche Arroganz" (NDR Info
21.05.2002).
Jerusalem, Israel - Berlin, BRD:
Die Jerusalemer Polizei hat das Wohnhaus des Projektleiters der
FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung in Jerusalem, Burckhard Blanke,
durchsucht - ihm werden antisemitische Äußerungen
vorgeworfen.
Nach Angaben der Jerusalemer Polizei wurde Blanke am Dienstag in
einem Verhör zu den Anschuldigungen vernommen. In den privaten
Räumen des Direktors der FNS-Geschäftsstelle in Jerusalem
stellte die Polizei zahlreiche Armee-Landkarten sowie
Zeitungsausschnitte sicher. Zudem seien Dokumente und Briefe
sichergestellt worden, die offenbar an Terrororganisationen gerichtet
seien, hieß es weiter. Bei den Unterlagen handele es sich zum
Teil um "antisemitisches Hetzmaterial".
Der Bundesvorsitzende der FDP, Guido Westerwelle, wies jegliche
Verbindung seiner Partei zu der Affäre um Blanke zurueck.
Westerwelle sagte am Mittwoch vor Journalisten in Berlin, es sei "Sache
der Friedrich-Naumann-Stiftung, hier fuer Klarheit zu sorgen."
Die Friedrich-Naumann-Stiftung in Deutschland (Potsdam) wies die
Vorwürfe gegen Blanke in einer Stellungnahme als "vollkommen
gegenstandslos und unbegründet" zurück. Zudem sei der "von
der israelischen Presse lancierte Vorwurf antisemitischer
Äußerungen (...) weder Gegenstand der Hausdurchsuchung noch
der polizeilichen Vernehmung" Blankes gewesen.
Dem widerspricht die Jerusalemer Polizei. Blanke habe
antisemitischen Äußerungen "in einer Art und Weise gegeben,
die rassistische Handlungen fördern", sagte Polizeisprecher Gil
Kleiman gegenüber Israelnetz.
In den Fall hat sich unterdessen auch Bundesaußenminister
Josef Fischer eingeschaltet. Nach Angaben der Tageszeitung
"Ha´aretz" sprach Fischer am Dienstag mit Israels
Außenminister Shimon Peres. In dem Telefonat beschwerte sich
Fischer bei Peres über die Durchsuchung der Räume sowie
über den von der Polizei erhobenen Verdacht gegen Blanke
(israelnetz.de 22.05.2002).
Donnerstag, 23. Mai 2002:
BRD:
Im Stern bekräftigte Möllemann, daß Friedmann mit
seiner Kritik nur "Unmut gegen die Zielgruppe, die er zu vertreten
vorgibt" schüre (FAZ 23.05.2002).
Freitag, 24. Mai 2002:
München, Bayern, BRD:
Anti-israelische Demonstration mit maßgeblicher Beteiligung
islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html).
Mittwoch, 29. Mai 2002:
Frankfurt am Main, Hessen, BRD:
Der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki ist der Gegenstand des
neuen Romans von Martin Walser (siehe auch 08.05.2002). Das Buch soll
unter dem Titel "Tod eines Kritikers" im Sommer bei Suhrkamp
erscheinen. Es wird als Schlüsselroman über den deutschen
Literaturbetrieb bezeichnet, in dem ein jüdischer Starkritiker
namens André Ehrl-König vermeintlich einem Mord zum Opfer
fällt. Der Täter ist ein vom Kritiker verrissener
Schriftsteller. In einem offenen Brief begründet der
Mitherausgeber der FAZ, Frank Schirrmacher, warum der Roman nicht im
Feuilleton vorabgedruckt wird. Der Roman sei "ein Dokument des Hasses"
und eine "Mordphantasie", die mit dem "Repertoire antisemitischer
Klischees" spiele. Reich-Ranicki überlebte die Verfolgung durch
den Nationalsozialismus im Warschauer Getto zusammen mit seiner Frau.
In dem Roman wird der Kritiker fiktiv nachträglich ermordet (FAZ
29.05.2002).
Donnerstag, 30. Mai 2002:
Österreich:
Ein österreichischer Bauer im Kampf gegen die "Juden". Herr
Einböck ist Landwirt im oberösterreichischen
Aurolzmünster. Vor seinem Haus in Haging 2 hat er unlängst
eine riesige Plakatwand aufgestellt. Darauf steht: "Die Juden erpressen
die ganze Welt" und "Ariel Sharon ein Staats-Terrorist". Daneben
verweist der Bauer auf Interviews mit dem im spanischen Exil
verstorbenen Alt-Nazi Otto E. Remer und dem sich ebenfalls auf der
Flucht vor behördlicher Verfolgung befindlichen "Revisionisten"
Germar Rudolf, welche auf der Internetseite des neonazistischen "Radio
Islam" nachzulesen sind. Einböck wirbt öffentlich nicht nur
für die Seite des muslimischen Nazis und Holocaustleugners Ahmed
Rami, sondern auch für "revisionistischen" Seiten von Rudolf und
Ernst Zündel. Die lokalen Behörden meinen, von Recht wegen
dagegen nichts tun zu können. Alle bisherigen Versuche der
Gemeinde und von AnrainerInnen, den Bauern zum Entfernen des Plakates
zu bewegen, sind gescheitert (Israel-Solidarität, 30.05.2002).
Freitag, 31. Mai 2002:
BRD:
Im Streit zwischen FDP-Vize Jürgen Möllemann und dem
Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Michel
Friedman, halten 28 Prozent Möllemanns Vorwurf für
gerechtfertigt, Friedman fördere durch sein Auftreten und seine
Äußerungen antijüdische Haltungen. 42 Prozent halten
dies für nicht gerechtfertigt, und 30 Prozent wollen oder
können sich nicht äußern. Bei den FDP-Wählern
halten 40 Prozent den Vorwurf für richtig, nicht gerechtfertigt 37
Prozent, 23 Prozent äußern sich nicht (Politbarometer,
dpa-Meldung, 18:50 Uhr).
Ende Mai 2002:
Tallinn, Estland - Schweden:
Der schwedische Botschafter in Israel, Anders Liden, war mit Israels
Vertreterin am diesjährigen Eurovision-Liederwettbewerb, Sarit
Hadad, zusammengekommen. Liden hatte die Künstlerin dazu
eingeladen, um die offizielle Meinung Schwedens bezüglich der
schwedischen Punktevergabe klarzustellen. Nicht Schweden hätte
sich gegen die Teilnahme Israels an der Eurovision ausgesprochen,
sondern nur der Fernsehmoderator eines privaten Kanals, der sich
dafür später auch öffentlich entschuldigte. Wie Ha'aretz
berichtete, hatte der Moderator des schwedischen Kanals TV 1 vor dem
Auftritt Hadads verkündet, daß Israel eigentlich gar nicht
hätte teilnehmen sollen "wegen dem, was sie mit den
Palästinensern machen". Schweden hatte Israel keine Punkte gegeben
(Newsletter Israelische Botschaft 31.05.2002; inn, israelnetz.de
18.09.2002).
Tallinn, Estland - Belgien:
Auch ein belgischer Moderator hatte Hadads Auftritt zur "Kritik" an
Israel benutzt (inn, israelnetz.de 18.09.2002).
01. Januar bis 30. April oder 31. Mai 2002:
Niederlande:
In den Niederlanden hat die Zahl antisemitischer
Äußerungen im Jahre 2001 sowie in den ersten vier Monaten
dieses Jahres stark zugenommen. Das teilte das Informations- und
Dokumentationszentrum Israel in Den Haag in seinem jetzt
veröffentlichten Jahresbericht mit. Es stellte zugleich fest,
daß auch die Schwere der antisemitischen Äußerungen
zugenommen habe. Zu den in dem Bericht erwähnten Vorfällen
gehören zu der Bedrohung mit einer Pistole, Todesdrohungen,
physische Gewalt, Beschimpfungen auf der Straße sowie
antisemitische E-Mails und Briefe. Während im vergangenen Jahr 109
Vorfälle registriert worden waren, belief sich ihre Zahl
während der ersten fünf Monate dieses Jahres schon auf 171.
(...) "Es ist eine Duldungskultur entstanden", heißt es in dem
Bericht. So blieben Sprechchöre wie "Tod den Juden" unbestraft.
Anzeigen wegen beleidigender Briefe würden nicht verfolgt. Dies
habe die Hemmschwelle weiter sinken lassen. Orthodoxe Juden mit einer
Kippa gingen schon nicht mehr auf die Straße, um nicht beleidigt
zu werden. (...) Es seien "bei weitem nicht alle Täter
marokkanischer Herkunft" (FAZ 01.06.2002).
01. Januar bis 31. Mai 2002:
BRD:
Es gab 90 antisemitische Friedhofsschändungen (Schoeps in NDR
Info am 03.06.2002).
Vermutlich Anfang Juni 2002:
Frankreich:
Gegenüber dem französischen TV Canal Plus erklärte
Bové, "daß die Angriffe auf französische Synagogen
entweder vom Mossad arrangiert oder vom Mossad ausgeführt worden
sind" (Caldwell, in: Weekly Standart, Issue 33, Vol. 007, 05.06.2002;
Küntzel 2002: 144).
Sonntag, 02. Juni 2002:
Österreich - BRD:
Der österreichische Politiker Jörg Haider bescheinigte
Möllemann, er vertrete eine Politik, "die wir in Österreich
schon seit 1986 machen." Haider sagte der Bild am Sonntag, er
könne Möllemann nur empfehlen: "Kopf hoch und nicht gleich in
Deckung gehen." (BILD am Sonntag 02.06.2002; FR 03.06.2002).
Dienstag, 04. Juni 2002:
Österreich:
Die "Affäre Hatzl" läßt die SPÖ nicht zur Ruhe
kommen. Johann Hatzl, Präsident des Wiener Landtages, hatte die
Einladung zum Ball einer israelischen Wohltätigkeitsorganisation
mit den Worten abgelehnt, er könne angesichts einer "israelischen
Schandregierung" und ihres "Staatsterroristen Scharon" beim besten
Willen nicht zum Feiern kommen. In der folgenden Debatte hielt der
SP-Klubobmann im Nationalrat, Cap, die Feststellung für notwendig,
daß Kritik an Scharon "erlaubt sein muß". Als in der Folge
Fritz Edlinger, Sozialdemokrat und Generalsekretär der
Gesellschaft für Österreichisch-Arabische Beziehungen,
für sein Drängen, einige der bewaffneten Massenmörder
aus der Bethlehemer Geburtskirche in Österreich aufzunehmen, von
Victor Wagner, dem Präsidenten der Zwi-Perez-Chajes-Loge,
kritisiert wurde, antwortete Edlinger: "Im Gegensatz zu der Meinung
ihrer Regierung (ich hoffe, Sie nehmen nicht Anstoß daran,
daß ich die israelische Regierung als Ihre bezeichne) maße
ich mir nämlich nicht an..." Um zur Besonnenheit zu mahnen, meinte
daraufhin Kulturstaatssekretär Franz Morak von der ÖVP vor
seinem Israel-Besuch daran zu erinnern, daß er sich der
"Tragödien des zwanzigsten Jahrhunderts" bewußt sei, deren
"anschauliche Mahnung" die Tatsache sei, daß "Kaiser Franz Joseph
nicht nur den Ehrentitel "König von Jerusalem" trug, sondern auch
"Herzog von Auschwitz"" (FAZ 04.06.2002).
Freitag, 07. Juni 2002:
BRD:
Nach einer Untersuchung des Sigmund-Freud-Institutes, nimmt die
Abneigung gegen Jüdinnen und Juden zu: Während 1999 noch 19%
der Befragten angaben, "Verständnis zu haben, daß man Juden
unangenehm finden kann", 55% dagegen Unverständnis angaben, sind
es 2002 schon 33% die Verständnis und nur noch 37% die
Unverständnis äußern (Schalom und Schabbat, NDR Info am
07.06.2002).
Samstag, 08. Juni 2002:
Genf, Schweiz:
Anti-israelische Demonstration mit maßgeblicher Beteiligung
islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html).
Wohl Montag, 10. Juni 2002:
London, Großbritannien:
Ein Konzert der israelischen Sängerin Ahinoam Nini wurde
mehrfach von Demonstranten unterbrochen. Sie bestiegen die Bühne,
ergriffen das Mikrofon der Künstlerin und riefen "Palestine,
Palestine!" bevor Musiker und Sicherheitspersonal die Störer
entfernten. Nach Angaben von Konzertbesuchern begann Nini zu weinen,
als die Demonstranten unter dem Buhen der Menge auf die Bühne
kamen. Als Antwort wurde "Wir lieben Dich, Noa (ihr Bühnenname
außerhalb Israels) - Wir sind mit Dir" gerufen. (Ha'aretz;
Newsletter Israelische Botschaft 12.06.2002).
Donnerstag, 13. Juni 2002:
Frankfurt am Main, Hessen, BRD:
Wegen Verharmlosung des Holocaust hat das Landgericht einen 56 Jahre
alten, frühpensionierten Lehrer zu einer Bewährungsstrafe von
neun Monaten verurteilt. Früher der linken Szene zugehörig,
hatte der ehemalige Lehrer für Deutsch und Geschichte im Oktober
1999 in einem Beitrag für das Internet-Forum "Liberale gegen
Rechtsradikale" der FDP den Holocaust als "jüdischen
Propagandaschwindel" und als "den größten Schwindel der
Weltgeschichte" bezeichnet. Er bestritt, dass die Nazis die
planmäßige Vernichtung in Gaskammern betrieben hätten.
Es habe weniger Opfer gegeben, als nach wie vor behauptet werde,
schrieb er. Andersdenkende titulierte er als "kranke Hirne",
"Volksverhetzer" und "judenkriecherische Janitscharen". Genau einen
Monat später stellte er diesen Beitrag in leicht veränderter
Form in das Internet-Forum der CDU ein. Dieses Mal zeigte ihn ein
Besucher des Forums an (FR 14.06.2002).
Niederlande:
Eine Gruppe radikaler Imame ruft in Moscheen einiger
niederländischer Großstädte offenbar systematisch zur
Vernichtung von Feinden des Islams auf und verherrlicht auch das
Märtyrertum. Das geht aus heimlich aufgenommenen Predigten hervor,
über die in einem Fernsehmagazin berichtet wurde (FAZ 15.06.2002).
Montag, 16. Juni 2002:
Wuppertal-Elberfeld, Nordrhein-Westfalen, BRD:
Anti-israelische Demonstration mit maßgeblicher Beteiligung
islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html).
Donnerstag, 20. Juni 2002:
Hamburg, BRD:
Eine "Antisemitismus-Debatte" findet auch im Freien Radio FSK statt:
Nach einem Interview mit einem Palästinenser in der Sendung "In
Kontakt" (siehe 11.04.2002) wurde dieses Interview am 28.04.2002 in
einer anderen Sendung kritisiert. Ende Mai wurde versucht, in der
zuständigen Redaktion mit dem Moderator zu diskutieren. Er
ließ sich auf die Kritik nicht ein. Anfang Juni wurde die Sendung
befristet ausgesetzt. "In Kontakt" sendete trotzdem weiter. Nach einer
weiteren ergebnislosen Diskussion wurde beim nächsten
Sendeversuch, am 20.06.2002, die Treppe zum Studio von einigen
FSK-Aktiven blockiert, um den Beschluß der befristeten
Sendeaussetzung durchzusetzen. Die Leute von "In Kontakt" versuchten,
sich mit physischer Gewalt durchzusetzen. Sie unterstellten den
Besetzenden der Treppe u.a., vom israelischen Geheimdienst Mossad
bezahlt zu werden. Ein Hinzukommender, der einen aus der Gruppe auf ein
bereits bestehendes Hausverbot hinwies, wurde sofort ins Gesicht
geschlagen und von mehreren Leuten festgehalten und getreten
(www.fsk-hh.org).
Donnerstag, 27. Juni 2002:
Europa - Washington, USA:
Die in Washington ansässige Anti Defamation League hat die
Ergebnisse ihrer Studie "Europäische Haltungen gegenüber
Juden, Israel und der Palästinensisch-Israelische Konflikt"
veröffentlicht. 2.500 Personen - jeweils 500 in Belgien,
Dänemark, Frankreich, Deutschland und Großbritannien -
wurden im Mai und Juni 2002 per Telefon in ihrer Landessprache befragt.
Der Befragung zufolge geistern bei 30% der Befragten anti-semitische
Stereotype (Newsletter Israelische Botschaft 28.06.2002).
Die Ergebnisse der Studien unter: http://www.adl.org/
Anfang Juli 2002:
Manchester, England, Großbritannien:
Die Entlassung zweier israelischer Wissenschaftler durch eine
Professorin einer führenden britischen universitären
Einrichtung mit Hinweis auf den akademischen Anti-Israel Boykott hat
weltweite Empörung unter Akademikern und von der israelischen
Regierung ausgelöst. Wie die israelische Tageszeitung JERUSALEM
POST berichtet, wurden Prof. Gideon Tury von der Universität Tel
Aviv und Dr. Miriam Schlesinger von der Bar-Ilan Universität aus
den Wissenschaftlichen Beiräten zweier
Übersetzungsfachblätter gefeuert, die von Prof. Mona Baker
vom Institut für Wissenschaft und Technologie in Manchester
herausgegeben werden. Schlesinger, die früher die israelische
Sektion von Amnesty International leitete, arbeitete für das
"Translator Magazine", während Toury für "Translation Studies
Abstracts" arbeitete. Beide Wissenschaftler waren seit drei Jahren bei
den Magazinen beschäftigt. Als sie der Aufforderung zum
Rücktritt nicht nachkamen, wurden sie gekündigt. Die aus
Ägypten stammende Baker, Direktorin des Zentrums für
Übersetzung und Interkulturelle Studien der Universität,
sagte gegenüber dem SUNDAY TELEGRAPH: "Ich missbillige den Staat
Israel." Wenn die beiden Israel in Richtung England verlassen und die
Brücken zu ihrer Heimat gekappt hätten, hätten sie ihre
Jobs behalten können, so die Professorin weiter. Ihre Entscheidung
reflektiere "ihr Verständnis eines Boykotts gegen Israel". Der
Sprecher der Israelischen Botschaft in London äußerte sich
am Sonntag entsetzt über den Vorgang. "Diese Delegitimierung
Israels ist typisch für die Ablehnung die dem
arabisch-israelischen Konflikt zugrunde liegt." (Newsletter Israelische
Botschaft 08.07.2002).
Donnerstag, 04. Juli 2002:
Hamburg, BRD:
Die "Antisemitismus-Debatte" des FSK in Folge eines Interviews der
Sendung "In Kontakt" wird fortgeführt (siehe 11.04. und 20.06.).
Am 04.07.2002 wurde nun die Aussetzung der Sendung "In Kontakt"
bestätigt. Auf dem Delegierten-Plenum waren ca. 30
Unterstützende der Sendung. Diese zeigten durch ihre
Wortbeiträge, wie geläufig antisemitische
Äußerungen in ihrer Szene sind: Ständig wurden
Praktiken der israelischen Armee mit denen der Nazis gleichgesetzt.
Jeder Versuch, inhaltliche Differenzierungen vorzunehmen, wurde
niedergeschrieen. Die FSK-Delegierten sollten gezielt
eingeschüchtert werden: Sie wurden gegen ihren Willen
fotografiert. Sie wurden darüber hinaus als "Faschisten",
"Gestapo" und "Rassisten" beschimpft. Die Redaktionen von "Voz Latina"
und "Radio Göçmen" aus der Radiogruppe "Forum Radio"
kündigten schließlich an, nicht mehr auf FSK zu senden. "In
Kontakt" und "Forum Radio" stilisierten die Auseinandersetzung zum
politischen Grabenkampf zweier "Seiten" und lenken so von den
antisemitischen Inhalten ab. Statt dessen behaupten sie: "Der Vorwurf
antisemitischer und Holocaustverharmlosender Äußerungen ist
ein Vorwand". Die kritisierten antisemitischen Inhalte werden als
Projektion der "anderen Seite" abgetan. Argumente interessieren nicht
(Erklärung von: "Ein paar Leute aus den FSK-Radiogruppen UniRadio
goes Academic Hardcore, Radio Loretta und Stadtteilradio 13. Juli 02";
www.fsk-hh.org).
Vor dem 09. Juli 2002:
Rußland:
Zum wiederholten Mal wurden in Rußland antijüdische
Anschläge verübt. Der Ingenieur Alexander Konichov war auf
dem Weg zu Reparaturarbeiten an einer Straße unweit vom Tomsk,
als er am Straßenrand ein Kartonschild mit der Aufschrift "Tod
den Jidden" entdeckte. Er und sein Fahrer hielten, um das Schild zu
entfernen. In diesem Augenblick explodierte die an dem Schild
angebrachte Handgranate. Die beiden Männer wurden leicht verletzt.
Der Sprecher der örtlichen Staatsanwaltschaft sagte, daß es
sich "zweifellos um einen Terrorakt" handelt. Die Jüdische
Gemeinschaft in Rußland hat für Hinweise auf die Täter
und ihre Hintermänner eine Belohnung ausgesetzt (Newsletter
Israelische Botschaft 09.07.2002).
Dienstag, 09. Juli 2002:
Europa - Washington, USA:
Das amerikanische Repräsentantenhaus hat Europa zu einem
entschlossenen Vorgehen gegen den Antisemitismus aufgefordert. In einer
am Dienstag einstimmig verabschiedeten Resolution forderten 412
Abgeordnete von den Staaten Europas größere Anstrengungen
gegen die zunehmende Zahl von Übergriffen auf Juden und
jüdische Einrichtungen. Diese würden von der jüngsten
Gewalt in Nahost angestachelt. Antisemitismus in Europa sei auf dem
höchsten Stand seit dem Zweiten Weltkrieg, sagt der Demokrat
Joseph Crowley aus New York. Die Regierungen Europas hätten nur
wenig unternommen, um eine Stimmung zu schaffen, in der Juden und
andere ohne Angst vor Übergriffen leben könnten. Die
große Kammer hatte im April Präsident Bush in einem Brief
aufgefordert, entschlossen Stellung gegen judenfeindliche Rhetorik im
Ausland zu beziehen (NZZ, TA, 158, 11.7.02 S.2).
Mittwoch, 10. Juli 2002:
Kopenhagen, Dänemark:
Um 0.30 ging Shimon Peres in den Tivoli-Gärten in Kopenhagen
spazieren. Ein Bierkrug wurde in die Richtung des israelischen
Aussenministers geworfen, wie das dänische TV am 11.07. früh
berichtete. Israels Botschafter in Dänemark, Carmi Gillon, stellte
den Vorfall im israelischen Radio Reshet Beth als nicht gefährlich
dar. Der Werfer war offenbar betrunken, so Gillon, die Bewachung von
Peres sei gut (Laster 11.07.2002).
Donnerstag, 11. Juli 2002:
Berlin, BRD:
Die englischsprachige ägyptische Wochenzeitung al-Ahram Weekly
berichtet in seiner aktuellen Ausgabe von der Entscheidung des
international renommierten ägyptischen Autoren Sonallah Ibrahim,
seine Teilnahme am Zweiten Internationalen Literaturfestival in Berlin
zurück zu ziehen. Ibrahim begründete seine Entscheidung
damit, daß das Festival finanziell von der israelischen und der
US-amerikanischen Botschaft in Berlin unterstützt wurde. Die
Absage steht im Zusammenhang mit öffentlichen Debatten um eine
"Normalisierung" der Beziehungen zu Israel. Gerade in Ägypten
haben sich Schriftsteller und Künstler immer wieder gegen einen
Austausch mit Israelis und israelischen Einrichtungen entschieden,
solange Israel seine Politik gegenüber den Palästinensern
fortsetze. So verweigerte Ibrahim im Sommer letzten Jahres zusammen mit
anderen Schriftstellern seine Erlaubnis, einige seiner Romane ins
Hebräische zu übersetzen. Der Bericht über die
Entscheidung Ibrahims erschien am unter dem Titel "Widerstand in
Europa" (MEMRI 12.07.2002).
Freitag, 12. Juli 2002:
Venedig, Italien:
Die Sicherheitsmaßnahmen in Venedig wurden verschärft...
Vor allem die Zugänge zum Jüdischen Viertel, dem Ghetto,
wurden überwacht....
(www.juden.de/newsarchiv/juli_2002/12_07_02_02.shtml).
Swansea, Wales, Großbritannien:
Die Synagoge im walisischen Swansea wurde gewaltsam beschädigt
Einem Vertreter der jüdischen Gemeinde zufolge wurde die 300 Jahre
alte Schriftrolle von gut 20 Metern Länge ins Freie gebracht...
(http://www.juden.de/newsarchiv/juli_2002/13_07_02_01.shtml). In
Großbritannien wurde am vergangenen Wochendene, nur zwei Monate
nach der Schändung einer Synagoge im Norden Londons, die antike
Synagoge in Wales geschändet. Als die Beter am Freitagabend die
Synagoge in der Stadt Swansey betraten, entdeckten sie ein großes
Hakenkreuz und neo-nazistische Sprüche an den Wänden.
Außerdem hatten Gewalttäter in der Nacht zum Freitag
Glasscheiben eingeschlagen sowie eine 300 Jahre alte Torahschrift und
mehrere Gebetbücher zerfleddert. Die Polizei von Wales nahm die
Ermittlung auf (Newsletter Israelische Botschaft 16.07.2002).
Sonntag, 14. Juli 2002:
Europa - Israel:
"Die weltweite Antisemitismuswelle der letzten vier Monate ist die
größte seit dem Ende des 2. Weltkriegs", so
äußerte sich am Sonntag der stellvertretende israelische
Außenminister, verantwortlich für die Beziehungen zu den
jüdischen Gemeinden in der Welt, Rabbiner Michael Melchior, wie
Yedioth Ahronoth berichtete. In einigen Ländern sei ein Anstieg um
einige hundert Prozent bei Straftaten mit antisemitischen Hintergrund
zu verzeichnen. Israel versuche, so Melchior weiter, derzeit eine
"Koalition" von Persönlichkeiten - Juden, Nicht-Juden und Christen
- zusammenzubringen, die sich mit ihrem Namen gegen den Antisemitismus
stellen (Newsletter Israelische Botschaft 16.07.2002).
Mitte Juli 2002:
Potzlow, Uckermark, BRD:
Am 18.11. wurde bekannt, daß in der Uckermark schon Mitte Juli
ein brutaler Nazimord begangen wurde. Der 17-Jährige Marinus
Schöberl wurde damals - so der derzeitige Stand der polizeilichen
Ermittlungen - von seinen mutmaßlichen späteren Mördern
(Marco Sch., 23; Marcel Sch., 17; Sebastian F., 17) gezwungen, von
einer Party im Dorf Potzlow zu einer stillgelegten LPG zu fahren. Dort
ermordeten die drei den Hiphopper "auf bestialische Weise". Daß
die Tat rechtsextrem motiviert war, steht außer Frage: Die
mutmaßlichen Täter (allesamt Mitglieder der örtlichen
Nazi-Szene) hielten ihr Opfer für einen Linken; sie mochten seine
Baggypants nicht; sie beschimpften ihn als "Juden". Einer der drei war
erst kürzlich wegen eines brutalen Angriffs auf einen aus dem
afrikanischen Sierra Leone stammenden Mann zu einer Haftstrafe
verurteilt worden. Monatelang galt Marinus Schöberl als
vermißt. Erst als einer der Mörder mit der Tat prahlte wurde
jetzt die Leiche in einer Jauchegrube gefunden und die drei Nazis
verhaftet.
Übrigens wird im Jugendklub in Strehlow (ganz in der Nähe
des Tatorts Potzlow) immer noch akzeptierende Jugendarbeit mit den
Rechten der Region betrieben.
Es war nicht der erste rechtsmotivierte Mord in diesem Jahr in
Brandenburg. Im Mai erlag ein Aussiedler den Verletzungen, die ihm
deutsche Rassisten in Wittstock zugefügt hatten
(israel-solidarität 25.11.2002).
Donnerstag, 18. Juli 2002:
BRD:
Der in Israel lebende und arbeitende ZDF-Korrespondent Alexander von
Sobeck (46) bezeichnete in "ZDF heute nacht" das "brutale Vorgehen der
Israelis" als Ursache für palästinensische Attentate
(israelnetz.de 19.07.2002).
Mittwoch, 24. Juli 2002:
Srrasbourg, Frankreich:
Im Zuge einer Demonstration der Teilnehmenden eines Grenzcamp kam es
am Abend zu einer offen antisemitischen Aktion linker
Camp-Aktivistinnen und Aktivisten. Diese wollten die Strasbourger
Synagoge angreifen und mit Sprayaktionen beschädigen. Sie
versuchten auch eine Überwachungskamera der Synagoge zu
demolieren, was ihnen nicht gelang. Einige Teilnehmerinnen und
Teilnehmer der Demonstration stellten sich vor die Synagoge, um diese
zu beschützen. Es kam zu Diskussionen und einem Menschen wurde ins
Gesicht geschlagen, weil er seine Solidarität mit Israel
bekundete. Es war auch ein antifaschistisches Denkmal auf der
französischen Rheinseite, das an die militärische Befreiung
Strasbourgs von der Nazibarbarei erinnert, mit den Worten "Non á
la guerre" beschmiert worden. Auf dem Grenzcamp war außerdem
einer Frau, die sich während einer Nahost-Diskussion als
Jüdin zu erkennen gab, angespuckt worden (siehe die Berichte
unter: http://germany.indymedia.org/2002/07/27007.shtml).
Montag, 29. Juli 2002:
Paris, Frankreich:
Noch im Juni hatte die Europäische Union die Politiker in
Israel überrascht: Die EU setzte die Volksfront für die
Befreiung Palästinas und die Al-Aksa Märtyrerbrigaden auf die
Liste der Terrorgruppen. Nur die Hisbollah-Miliz blieb außen vor
- Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac lieferte dafür
am Montag eine eigentümliche Begründung. Nach einem
Gespräch mit Israels Außenminister Shimon Peres sagte Chirac
am Montagnachmittag vor Journalisten in Paris, die Hisbollah
erfülle "eine soziale Aufgabe im Libanon" und sei besonders im
politisch-sozialen Bereich engagiert. Daher gehöre die Miliz nicht
auf die Liste der Gruppen, die den Terror unterstützen. Zudem sei
es nicht klar, ob Israel auch von einer Einstufung der Hisbollah als
Terrororganisation profitiere, lautete die Begründung von
Staatspräsident Chirac weiter.
Die Hisbollah unterstützte die Palästinenser in der
Vergangenheit mit Waffen. Attentäter der Hisbollah verübten
immer wieder Selbstmordanschläge in Israel. Laut eigenen Aussagen
will die Hisbollah die Palästinenser bei ihrem Aufstand gegen
Israel unterstützen. In der letzten Zeit gab es immer wieder
Angriffe und Anschläge der Hisbollah auf Ortschaften oder
Stellungen der Armee in Nordisrael (israelnetz.de 29.07.2002, 18: 07).
Dienstag, 30. Juli 2002:
Frankreich - Israel:
Israel hat die französische Chartergesellschaft Aires Ende Juli
aufgefordert, Berichte zu überprüfen nach denen die
Gepäckstücke einiger Israelreisender mit Hakenkreuzen
beschmiert wurden. Aires hatte in einer Erklärung bestätigt,
daß sich mehrere Passagiere eines Fluges am 27. Juli über
Hakenkreuze auf ihrem Gepäck beschwert hatten. Wie die
Tageszeitung "Jerusalem Post" am Dienstag meldet, hat die
Chartergesellschaft bereits interne Ermittlungen eingeleitet
(israelnetz.de 30.07.2002, 10:07).
BRD:
Antisemitismus und nationalistische Einstellungen sind nach einer
Befragung der Universität Leipzig in Westdeutschland deutlich
stärker verbreitet als in Ostdeutschland. In den neuen
Bundesländern dominiere bei den rechtsextremen Einstellungen eher
die Ausländerfeindlichkeit. Die Universität, die 2051
repräsentative Deutsche befragt hatte, stellte das Ergebnis am
Donnerstag in Berlin vor. Rechte Diktaturen, sozialdarwinistische
Vorstellungen und die Verharmlosung des Nationalsozialismus fänden
kaum Zustimmung, sagte Studienleiter Elmar Brähler vom
Universitätsklinikum Leipzig. Brähler hatte zusammen mit dem
Berliner Politikwissenschaftler Oskar Niedermeyer im April die Studie
zur rechtsextremen Einstellung der Deutschen in Auftrag gegeben. Mit
den insgesamt 18 Fragen lasse sich ein "rechtsextremes
Einstellungsmuster" in der Bevölkerung präziser als bisher
erkennen, sagte Niedermeyer. Zwölf Politologen hatten vor einem
halben Jahr in Berlin in einer Konsensuskonferenz sechs "Dimensionen"
des Rechtsextremismus definiert. "Vorhandene Untersuchungen erbrachten
bisher
sehr unterschiedliche Ergebnisse", sagte Niedermeyer. Es könne
deshalb nach wie vor nicht gesagt werden, ob der Rechtsextremismus
zunehme und wo die Grenze zwischen demokratischer Haltung und
Rechtsextremismus verlaufe. Die Zustimmung zu einer Frage oder einem
Teil der 18 Fragen bedeute noch keine rechtsextreme Einstellung. Auch
bedeute eine rechtsextreme Haltung keineswegs, dass die Betreffenden
rechtsextreme Parteien wählen, betonte der Berliner Politologe.
Nach Angaben der Forscher bejahten 28 Prozent der Befragten die
Aussage, "der Einfluß der Juden ist zu groß". Einen
"dramatischen Zuwachs der Zustimmung" zu dieser Aussage auf 31 Prozent
habe es in Westdeutschland gegeben, nach 14 Prozent in einer anderen
Untersuchung vor vier Jahren. In den neuen Bundesländern liege die
Zustimmung zu dieser Aussage fast unverändert bei 14 Prozent. 23
Prozent der Befragten stimmten der Aussage zu, daß "Juden mehr
als andere Menschen mit üblen Tricks arbeiten, um sich
durchzusetzen". Ein Fünftel meinte, "die Juden passen nicht so
recht zu uns." Auch in dieser Frage gebe es eine gravierende
Ost-West-Differenz mit 8 Prozent Zustimmung im Osten und 22 Prozent im
Westen. "Die Ausländerfeindlichkeit verharrt auf einem hohen
Niveau" von etwa 40 Prozent, so die beiden Wissenschaftler weiter. Im
Westen nehme nicht nur der Antisemitismus, sondern auch die
Verharmlosung des Nationalsozialismus deutlich zu. Alle sechs
Teilbereiche des Rechtsextremismus sei deutlich bildungsabhängig:
Je höher die Bildung, desto geringer die rechtsextreme
Einstellung. Frauen seien weniger empfänglich als Männer, die
Jüngeren weniger als die Älteren über 60.(Internet:
Ergebnisse der Befragung "Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland":
http://www.uni-leipzig.de/~medpsy/material/R8_Rechts.pdf). (dpa);
(siehe auch: Dirk Eckert, Artikel-URL:
http://www.telepolis.de/deutsch/inhalt/te/13227/1.html. Verlag Heinz
Heise, Hannover).
Anfang August 2002:
Österreich:
Georg Wimmer macht in der Zeitung "kunstfehler" in der Ausgabe
Sommer 02 unter dem Titel "Salzburg 2002: Agenda of Protest" aus seinem
Herz keine Mördergrube. Er kehrt sein Innerstes nach Außen
und anscheinend ohne Angst vor lästigen Diskussionen in der
Redaktion oder gar einem Proteststurm seiner "LeserInnenschaft" bringt
er die Mär vom jüdischen WEF:
"WEF kollidiert mit Jomkipur. Das WEF gibt´s heuer einen Tag
kürzer. Ursprünglich war der Gipfel in Salzburg für drei
Tage angesetzt. Nun stellt sich heraus: Irgendein/e IgnorantIn hat
Jomkipur übersehen. Der höchste jüdische Feiertag
fällt diesmal auf Sonntag den 15. September. Die Probleme Europas
müssen deshalb in nur 48 Stunden am Montag und Dienstag
gelöst werden. Das World Economic Forum erklärt sich nicht
nur für wirtschaftliche Belange wie die europäische
Wettbewerbsfähigkeit, die Osterweiterung oder Auswirkungen der
Euro-Einführung zuständig. In einem Aufwaschen sollen gleich
die Europäischen Sicherheitspolitik, der Kampf gegen die
Korruption und das organisierte Verbrechen sowie die europäische
Außenpolitik geregelt werden. Sowas nennt sich dann
Themenführerschaft. Oder sollte unseren demokratisch
gewählten PolitikerInnen tatsächlich jemand das Heft aus der
Hand genommen haben?"
Die Arge Nonntal stellt übrigens ihre Räumlichkeiten
während des WEF für ein "unabhängiges Medienzentrum" zur
Verfügung. Es wäre von Interesse wie jene Organisationen und
Alternativmedien zu den antisemitischen Ausfällen in der Zeitung
der Arge Nonntal stehen, die dieses "unabhängige Medienzentrum" zu
nutzen gedenken. Jom Kippur wurde im Jahr 2002 übrigens am Montag,
dem 16. September gefeiert (Ökologische Linke (ÖKOLI),
Schottengasse 3a/1/4/59, A-1010 Wien).
Dienstag, 13. August 2002:
Sofia, Bulgarien:
Während des Spiels des israelischen Fußballvereins
Maccabi Haifa beim 3. Qualifikations-Hinspiel für die
Champions-League in der bulgarischen Hauptstadt Sofia gegen den
österreichischen Vizemeister Sturm Graz (2:0) konnten die rund 300
bulgarischen Sicherheitskräfte nur mühsam schwere
Auseinandersetzungen zwischen den insgesamt etwa 500 Fans der beiden
Länder verhindern. Österreichische Fans hatten die Israelis
mit antisemitischen Parolen beschimpft. Wie die israelische
Tageszeitung "Yediot Achronot" meldet, hatten Dutzende
Österreicher die Arme zum Hitlergruß erhoben und immer
wieder "Heil Hitler" und "Auschwitz" gerufen. Das Rückspiel fand
am 28. August in Graz statt. Israel mußte sein Heimspiel auf
neutralen Boden verlegen. Wegen der angespannten politischen Lage in
Israel wurden den israelischen Vereinen vom Europäischen
Fußballverband (UEFA) bis auf weiteres alle Europacupspiele
daheim untersagt (israelnetz.de 14.08.2002).
Montag, 19.August 2002:
Weimar, BRD:
Im Rahmen des Kunstfestes in Weimar kam es zu einer
Enttäuschung für Organisatoren, Besucher und Beteiligte: Nach
dem Auftritt der israelischen Kibbutz Contemporary Dance Company sollte
zum Abschluss des Workshops "Swinging Divan" ein Konzert mit
Jazz-Musikern aus dem Libanon stattfinden. Politischer Fundamentalismus
erzwang die Absage der libanesischen Künstler für den
Auftritt in Weimar. Allein wegen der Anwesenheit der israelischen
Tänzer wurde beim libanesischen Ministerium für Kultur diese
Anordnung unter Androhung eines weiteren Auftrittverbots der
Künstler durchgesetzt. Der Choreograph des israelischen Beitrags
"Screensaver", Rami Be'er, bedauerte die erzwungene Absage des
Oud-Virtuosen Charbel Rouhana und seiner Kollegen; er habe sich
vorstellen können, über gemeinsame Projekte mit ihnen zu
sprechen. Der "Swinging Divan" soll noch im September nachgeholt werden
- dann sind die israelischen Künstler schon weg. (Thüringer
Allgemeine; Newsletter Israelische Botschaft, 27.08.2002)
Freitag, 23. August 2002:
London, Großbritannien:
Großbritannien hat den Export von Militärmaterial an
Israel vorübergehend ausgesetzt. Die Briten begründen das
Embargo mit dem Vorwurf, Israel setzte englische
Militärausrüstung entgegen den Vereinbarungen auch gegen die
Palästinensische Autonomiebehörde (PA) ein. England hatte den
Export von Militärmaterial an die Bedingung geknüpft,
daß dieses Material nicht gegen die PA eingesetzt wird,
heißt es in einem Schreiben des Direktors für
Exportkontrolle im englischen Handels- und Industrieministerium, Jeremy
Clayton. Diese Vereinbarung sei von der israelischen Armee jedoch nicht
eingehalten worden. Das Embargo betrifft zum größten Teil
die Wartung und weitere Lieferung von sogenannten "Schleudersitzen"
für F-4 Phantom-Kampfflugzeuge der israelischen Luftwaffe, die von
dem britischen Armeeausrüster Martin Baker hergestellt werden. Der
stellvertretende Direktor des israelischen Verteidigungsministeriums,
Yekutiel Mor, bestätigte unterdessen das von Großbritannien
verhängte Embargo. In Verhandlungen mit dem britischen
Handelsministerium solle jedoch eine einvernehmliche Lösung
für die Diskrepanzen gefunden werden. Nach Aussage von Beamten im
israelischen Verteidigungsministerium belaufe sich der Handelsvertrag
zwischen Israel und Großbritannien für die Lieferung der
Schleudersitze zwar lediglich auf 50 Millionen Euro im Jahr - die
Ausrüstungsgegenstände seien jedoch "extrem wichtig"
(israelnetz.de 23.08.2002).
Zwischen dem 19. und 25. August 2002:
Aachen, Nordrhein-Westfalen, BRD:
Im Streit unter den Ordensrittern "Wider den tierischen Ernst"
über die Nahostpolitik wurde erstmals ein Orden
zurückgegeben. Wolfgang Becker, Sohn des ehemaligen
Bundestagsvizepräsidenten Max Becker, schickte den Orden seines
1960 verstorbenen Vaters aus Protest an den Aachener Karnevalsverein
zurück. Anlaß waren die Äußerungen des
"Ordensbruders" und früheren Bundesarbeitsministers Norbert
Blüm. Dieser hatte das Vorgehen Israels gegen den
palästinensischen Terror als "hemmungslosen Vernichtungskrieg"
kritisiert. Ephraim Kishon hatte ihn daraufhin aufgefordert, seine
Äußerungen zurückzunehmen. Blüm hatte dagegen
seinen Standpunkt unterstrichen: "Ich kann nicht erkennen - wenn man
mit Panzern auf Kinder schießt - wie man damit Terroristen
bekämpft." (dpa, in: Jüdische Allgemeine 18/02, 29.08.2002).
Dienstag, 27. August 2002:
Hamburg, BRD:
At a meeting in the Axel Springer building in Hamburg on Aug. 27
with about 30 American friends of Germany, the defense minister who had
been recently booted out of Chancellor Gerhard Schröder's cabinet
for financial irregularities was asked why Germany was so loudly
opposed to President Bush's campaign to oust Saddam Hussein.
Rudolf Scharping reported that he had answered that very question in
a Schröder cabinet meeting: it was all about the Jews. Bush was
motivated to overthrow Saddam by his need to curry favor with what
Scharping called "a powerful (perhaps overly powerful) Jewish lobby" in
the coming U.S. elections. Jeb Bush needed their votes in Florida as
George Pataki did in New York, and Congressional redistricting made
Jewish votes central to control of Congress. Germany, the discredited
minister said proudly to his discomfited audience, had rejected such
pandering. (New York Times September 19, 2002; FAZ 20.09.2002).
Donnerstag, 29. August 2002:
München, Bayern, BRD:
Der bayerische Automobilhersteller BMW hat eine Berichtigung einer
im Internet veröffentlichten interaktiven Landkarte
angekündigt, auf der Israel fehlt. In einem Schreiben an die
(jüdische) Anti Defamation League (ADL) räumte das
Unternehmen ein Versehen ein. Die Liga hatte dagegen protestiert.
Hunderte hatten sich zuvor an die ADL gewandt, weil auf der
Nahost-Website von BMW nicht Israel (dafür jedoch
"Palästina") aufgeführt war. Firmensprecherin Laura Leiponis
bedauerte den Vorfall. Als Automobilhersteller halte sich das
Unternehmen aus politischen Fragen zurück. Es sei deshalb nicht
die Absicht gewesen, ein "politisches Statement" abzugeben, heißt
es in der Stellungnahme weiter (israelnetz.de 29.08.2002).
Ende August oder Anfang September 2002:
Aachen, Nordrhein-Westfalen, BRD:
Im Streit unter den Ordensrittern "Wider den tierischen Ernst" des
Aachener Karnevalsvereins (siehe auch: Zwischen 19.-25.08.2002) gab
auch der Schriftsteller Ephraim Kishon seinen Orden zurück. Kishon
hatte mit seinem Austritt aus der Ritterrunde die Konsequenz aus einem
Streit mit dem Ordenskollegen Norbert Blüm gezogen. Blüm
hatte das Vorgehen Israels gegen den palästinensischen Terror als
"hemmungslosen Vernichtungskrieg" kritisiert (dpa, in: Jüdische
Allgemeine 19/02, 12.09.2002).
Anfang September 2002:
Berlin, BRD:
Aus Angst vor möglichen Anschlägen lehnen die Berliner
Verkehrsbetriebe (BVG) es ab, ein Plakat der jüdischen Gemeinde
aufzuhängen. Mit den Porträts einiger bei
Selbstmordanschlägen und Terrorangriffen getöteter Kinder und
Jugendlicher und der Frage "Was, wenn es Ihr Kind wäre?" sollte um
Solidarität mit den Opfern der Gewalt im Nahen Osten auf
israelischer Seite geworben werden. "Wir hofften auf Empathie bei
Fahrgästen und Berlinern", erläutert Moishe Waks vom Vorstand
der Jüdischen Gemeinde zu Berlin.
"Wir trauern um die vielen Toten, die der Konflikt bislang gefordert
hat und fühlen mit den Angehörigen", betont BVG-Sprecher
Wolfgang Göbel. Doch man wolle nicht einseitig Partei ergreifen
(...) "Wir hätten eine pro-palästinensische Bitte
gleichermaßen abgelehnt", erläutert der BVG-Sprecher, der
zuvor langjähriger Leiter der Gedenkstätten des deutschen
Widerstands in der Stauffenbergstraße sowie in Plötzensee
war (Die Welt 04.09.2002).
London, Großbritannien:
Der Deputiertenrat der jüdischen Gemeinschaft hat scharfe
Kritik an einer Kulturveranstaltung des staatlichen Senders BBC
geübt. Im Rahmen der alljährlichen Promenandenkonzerte
(Proms) in London wurden Gedichte vorgetragen, die Israels
militärisches Vorgehen mit dem Nazi-Deutschlands verglichen. In
der im Hörfunk übertragenen Lesung hatte es unter anderem
geheissen, die Opfer des Holocausts "hätten ihre Lektion offenbar
nicht gelernt". Dagegen protestiert der Rat beim Sender. Der
Generaldirektor, Neville Nagler, bezeichnete die Inhalte als
"anti-jüdisch" und "anti-israelisch". Eine Stellungnahme der BBC
liegt bislang nicht vor (israelnetz.de 10.09.2002).
Mittwoch, 04. September 2002:
München, Bayern, BRD:
Ein Münchner Gastwirt wurde wegen Volksverhetzung und
Beleidigung zu sechs Monaten Bewährungsstrafe und 2500 Euro
Geldbuße verurteilt. Das Amtsgericht München sah es als
erwiesen an, daß der 55 Jahre alte Gastronom eine jüdische
Benefiz-Veranstaltung mit der Enkelin des ermordeten israelischen
Regierungschefs Jitzchak Rabin kurzfristig abgesagt und die
protestierenden Juden beleidigt habe. Abei soll er Vorhaltungen der
empörten Organisatorinnen mit den Worten: "Euch Juden mache ich
die Tür nicht auf" zurückgewiesen haben. Der Verurteilte
hatte die antisemitische Äußerung als erlogen bezeichnet
(dpa, in: Jüdische Allgemeine 19/02, 12.09.2002).
Donnerstag, 05. September 2002:
Belower Wald bei Wittstock, Ostprignitz-Ruppin, BRD:
In der Nacht zum Donnerstag hatten Unbekannte einen Anschlag auf das
Todesmarsch-Museum im Belower Wald verübt. Trotz intensiver
Fahndung blieb die Suche nach den Tätern bisher ohne Erfolg. Bei
dem Brandanschlag war ein Ausstellungsraum völlig ausgebrannt, die
Täter hinterließen NS-Symbole und judenfeindliche
Schmierereien (dpa, in: Jüdische Allgemeine Nr. 19/02, 12.09.2002).
Samstag, 07. September 2002:
Bützow, Kreis Güstrow, BRD:
Unbekannte haben den Friedhof geschändet. Wie die Polizei
mitteilte, wurden zehn Grabsteine umgestoßen und mit einem
Vorschlaghammer teilweise zerstört. Zudem wurden auf die
Grabsteine mit roter Signalfarbe große Nazi-Symbole wie ein
Hakenkreuz und SS-Runen gesprüht. Von den Tätern fehle jede
Spur. Polizisten hatten das Verbrechen während eines
Routine-Kontrollgangs entdeckt (dpa, in: Jüdische Allgemeine Nr.
19/02, 12.09.2002).
Samstag, 14. September 2002:
Potsdam, Brandenburg, BRD:
Bei einem Aufmarsch der NPD demonstrierten etwa 70 Rechtsextremisten
unter der Losung "Schluss mit der Masseneinwanderung russischer Juden,
Deutschland uns Deutschen". Die Polizei hatte den NPD-Aufmarsch
kurzfristig aus der Innenstadt an den Stadtrand verbannt. Nach einer
Kundgebung ging die Versammlung ohne größere
Zwischenfälle zu Ende (dpa, in: Der Tagesspiegel 15.09.2002).
Köln, Nordrhein-Westfalen, BRD:
Anti-israelische Demonstration mit maßgeblicher Beteiligung
islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html).
Dienstag, 17. September 2002:
BRD:
Nordrhein-Westfalens FDP-Chef Jürgen Möllemann sorgt in
seiner Partei wieder für Ärger. Anlass sind seine neuen
Angriffe gegen den Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden in
Deutschland, Michel Friedman. Möllemann hatte bei einer
Wahlkampfveranstaltung Israels Premier Ariel Scharon erneut als
Kriegstreiber bezeichnet und gesagt, daran werde ihn auch Friedman
nicht hindern. Parteichef Guido Westerwelle distanzierte sich von
seinem Vize: Diese Debatte sei im Wahlkampf "nicht vernünftig"
(NDR Info 17.09.2002; dpa 18.09.2002).
Mittwoch, 18. September 2002:
Manchester, England, Großbritannien:
Der englische Fussballclub Manchester United hatte in den
vergangenen Wochen wiederholt Drohbriefe von islamischen und
pro-palästinensischen Organisationen erhalten. Nach einem Bericht
der Tel Aviver Tageszeitung Yediot Ahronot wurde der Verein
aufgefordert, das Championsleague-Spiel gegen Maccabi Haifa am Abend zu
boykottieren. Der erste Gegner der Mannschaft aus Haifa in der
Championsleague ließ sich von den Drohbriefen nicht beeindrucken.
"Wir haben sie höflich abgelehnt", erklärte Patrick Harverson
aus der Öffentlichkeitsabteilung von Manchester United. In den
vergangenen Wochen hätten islamische und pro-palästinensische
Organisationen die Vereinsführung schriftlich aufgefordert, "die
israelische Mannschaft zu boykottieren und nicht zu dem Spiel zu
erscheinen", so der Sprecher des englischen Vereins. Wenn Manchester
United das Spiel ohne ersichtlichen Grund abgesagt hätte,
hätte Maccabi Haifa automatisch drei Punkte bekommen. Die
Sicherheitsvorkehrungen in Manchester sind vor der Begegnung der beiden
Mannschaften verstärkt worden. "Wir stehen in Verbindung mit der
Polizei von Manchester, und ich kann nur sagen, daß die
Absicherung größer sein wird als gewöhnlich.
Bezüglich des Spiels selbst gibt es keine besonderen Warnungen",
erklärte Harverson. (inn, in: israelnetz.de 18.09.2002).
Sonntag, 22. September 2002:
Berlin, BRD:
Sonntagabend: Eine Art Galerie mit betont undergroundiger Anmutung
in der Chausseestraße (Nähe Brechthaus) stellt gleich an der
Eingangstür folgendes Werk aus: eine US-Flagge, statt der
üblichen Sterne aber abwechselnd Davidsterne und Hakenkreuze ...
(israel-solidarität 23.09.2002).
Dienstag 24. September 2002:
Österreich - BRD:
Der Philosoph und Rektor der Hochschule für Gestaltung in
Karlsruhe Peter Sloterdijk hat die USA und Israel als eigentliche
"Schurkenstaaten" bezeichnet. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD)
habe mit seiner Distanzierung von Washington bestätigt, daß
er der "erste Kanzler der Normalität" sei, sagte Sloterdijk in
einem Interview mit dem österreichischen Magazin "profil". Es sei
eine Tugend der Deutschen, daß sie zwischen dem kulturellen
System der USA und der Regierung von George W. Bush unterschieden,
erläuterte der 55-jährige Philosoph. Das System der USA sei
zwar mit dem Europas kulturell verbündet, aber nicht unbedingt die
jeweilige US-Regierung (AFP 24.09.2002).
Nikosia, Zypern:
Erstmals hat eine israelische Mannschaft in der Fußball
Champions-League gesiegt. Mit 3:0 schickte Maccabi Haifa seinen hoch
gehandelten Gegner, Olympiakos Piraeus aus Griechenland, in Nikosia in
die Kabinen. Die Fans von Piraeus machten ihrem Ärger über
die Niederlage gewaltsam Luft. Sie versperrten den Bussen, die die
Haifa-Fans zum Flugplatz brachten, den Weg und bedrohten die Insassen.
Beide Fan-Gruppen stießen aufeinander und lieferten sich eine
brutale Auseinandersetzung. Erst die Polizei konnte die Haifa-Fans in
Sicherheit bringen, die zum Teil mit Eisenstangen geprügelt
wurden. Etliche Haifa-Fans wurden verletzt. Sie konnten erst mit
Verspätung ihren Heimflug antreten. Ein total geschockter Junge
sagte, er empfand die Bedrohung als ein Pogrom.
Aus Sicherheitsgründen finden die Spiele der israelischen
Mannschaft nicht in Israel, sondern auf Zypern statt. Der
Knesset-Abgeordnete Eitan Cabel äußerte dazu: "Es hat sich
herausgestellt, daß es in Nikosia für israelische Fans viel
gefährlicher ist als für europäische Mannschaften in
Israel." (inn, in: israelnetz.de 25.09.2002).
Wie die Zeitung "Globes" berichtete, gab es nach dem Spiel einige
unschöne Szenen, als Anhänger von Olympiakos Gegenstände
auf israelische Fans warfen und "Heil Hitler", "Auschwitz" und "Arafat"
skandierten (Newsletter Israelische Botschaft 25.09.2002).
Donnerstag, 26. September 2002:
Berlin, BRD:
Im Autonomen-Blatt "Interim" Nr.557 darf ein N.N. unter dem Titel
"Palästina. Israel. Solidarität? Wider den
Geschichtsrevisionismus II." unzensiert unter anderem folgendes
behaupten: "1937 - also noch vor der offenen Verfolgung und Vernichtung
von JüdInnen in Nazideutschland..." (Interim 557, 26.09.2002:
14-20, besonders 16).
Freitag, 27. September 2002:
Düsseldorf, Nordrhein-Westfalen, BRD:
Der nordrhein-westfälische Landtagsabgeordnete Jamal Karsli hat
die Führung des Zentralrats der Juden in Deutschland verklagt.
Begründung: Zentralratspräsident Paul Spiegel und dessen Vize
Michel Friedman hätten ihm zu Unrecht "Antisemitismus der
schlimmsten Sorte" unterstellt.
Der gebürtige Syrer und Israel-Kritiker Karsli will mit seinem
Gang vor das Düsseldorfer Landgericht eine Unterlassungsklage
erreichen, der gemäß Spiegel und Friedman die angeblich
"ehrverletzenden Äußerungen" nicht wiederholen dürfen
sollen.
Karslis Kritik an Israel und den Juden hatte im Frühsommer eine
Antisemitismus-Debatte ausgelöst. Nordrhein-Westfalens FDP-Chef
und Karsli-Förderer Jürgen Möllemann gelang es dabei
nicht, den Ex-Grünen dauerhaft in Partei und Fraktion der NRW-FDP
aufzunehmen.
Karsli erneuerte am Freitag seine Kritik an Israel. Scharon betreibe
"eine Politik der ethnischen Säuberungen". Spiegel und Friedman
warf er indirekt vor, "Handlanger des Kriegstreibers Scharon" zu sein,
indem sie Israel-Kritiker in Deutschland mundtot zu machen versuchten.
Karsli verurteilte zugleich aber auch die palästinensischen
Selbstmord-Attentate.
Karsli betonte, die Klage sei seine Privatsache und habe mit
Möllemann nichts zu tun (spiegel online 27.09.2002).
Samstag, 28. September 2002:
Frankfurt/Main, Hessen, BRD:
Es demonstrierten an die 100 Palästinenser und Sympathisanten
angeführt von zwei Kindern mit Palästina-Fahnen und gefolgt
mit zwei Transparenten auf denen "Freiheit für Palästina" und
ein Ende der "zionistischen/imperialistischen Okkupation" gefordert
wurde. Sprechchöre waren u.a. "USA - internationale
Völkermordzentrale", "Intifada bis zum Sieg", "Sharon ist ein
Mörder und Faschist", "Hoch die internationale Solidarität",
"Kampf dem Faschismus überall"... Anzumerken bleibt noch,
daß zur Zwischenkundgebung an der Hauptwache ein Redebeitrag von
einer älteren Anarchistin aus dem autonomen Cafe Exzess-Spektrum
gehalten wurde, die bedauerte das so wenig deutsche Linke ihre
Solidarität auf dieser Demo kundtun würden. Aufgerufen hatte
ein Provisorischer Organisationsausschuß,
Volkswiderstandsbewegung der Welt (www.wprm.org;
Israel-Solidarität).
Berlin, BRD:
Anti-Zionistischer Kongreß im Neuen-Deutschland-Haus.
Stuttgart, Baden-Württemberg, BRD:
Zum zweiten Jahrestag der Selbstmord-Intifada Demonstration und
Kundgebung. Die RednerInnen sprachen u.a. für
Palästina-Komitee, Linksruck, MLPD, Solidarität
International, Föderation ArbeitsmigrantInnen in Deutschland,
Gruppe Arbeitermacht und attac. Diese Kundgebung, deren Veranstalter
meinten, über Israel sprechen zu können ohne über das
monströseste Verbrechen der Menschheitsgeschichte zu reden -
über den von der deutschen Volksgemeinschaft an den Juden
begangenen Holocaust - und auf der "natürlich" auch kein Redner
darüber sprach, warum es einen Staat geben muß, in dem Juden
frei von antisemitischer Verfolgung leben können, diese Kundgebung
fand ausgerechnet am Mahnmal für die Opfer des Faschismus statt.
Marseille, Frankreich:
Anti-Zionistische Demonstration, die zum Boykott israelischer Waren
aufrief.
Mittwoch, 09. Oktober 2002:
Frankreich:
Für einen Teil der Franzosen ist Israel nach dem Irak das
bedrohlichste Land für den Weltfrieden - das ergab eine aktuelle
Umfrage von fünf französischen Tageszeitungen im Nordwestteil
des Landes mit einer Leserschaft von insgesamt 175.000 Personen.
Auf Rang drei der insgesamt 15 Staaten umfassenden Liste der
Länder, die den Weltfrieden bedrohen, erscheint Afghanistan,
danach die Vereinigten Staaten, die Palästinensischen
Autonomiegebiete, Iran, Pakistan, Algerien und Libyen. In einer
ähnlichen Umfrage im vergangenen Jahr stand Israel "noch" an
vierter Stelle.
Israels stellvertretender Aussenminister, Rabbi Michael Melchior,
führt die aktuellen Ergebnisse auf die Berichterstattung über
den Nahost-Konflikt in den französischen Medien zurück.
"Kritik an Israel ist selbstverständlich legitim, allerdings
können wir in sehr vielen Fällen eine Verzerrung der
Realität in Frankreichs Medien feststellen, die dieses absurde
Ergebnis der Befragung erklärt", sagte Melchior (israelnetz.de
09.10.2002).
Samstag, 12. Oktober 2002:
Bochum, Nordrhein-Westfalen, BRD:
Anti-israelische Demonstration mit maßgeblicher Beteiligung
islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html).
Düsseldorf, Nordrhein-Westfalen, BRD:
Anti-israelische Demonstration mit maßgeblicher Beteiligung
islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html).
Ende Oktober 2002:
Berlin, BRD:
Berlin ist eine Hochburg radikaler islamistischer Organisationen.
Neben der Hizb ut-Tahrir, die am vergangenen Wochenende in der Mensa
der Technischen Universität zum Heiligen Krieg gegen Israel
aufrief, sind auch andere Gruppen aktiv. Die meisten operieren mehr
oder minder offen, werden aber von der deutschen Öffentlichkeit
kaum wahrgenommen. Ein Beispiel: "Hayvan, hayvan ya-ya-hud!",
skandierten am vorigen Samstag rund hundert Teilnehmer der
Demonstration gegen einen Irak-Krieg. Wenige Meter dahinter lief der
grüne Bundestagsabgeordnete Hans-Christan Ströbele. Wer nicht
Arabisch kann, versteht nicht, was dies auf Deutsch heißt: "Die
Juden sind Tiere!" Die Gruppe trug die gelbe Fahne der Hizbullah und
die grüne Fahne der Hamas. Das Plakat, das die Gruppe weit
sichtbar mit sich führte, war eindeutig: Es zeigte einen
Hamburger, in den das Bild eines toten Kindes montiert war.
Darüber die Aufschrift: "Made in Israel".
Als Berliner Treffpunkt der Hamas gilt das "Islamische Kultur- und
Erziehungszentrum e.V." in Neukölln. Die Hizbullah verfügte
bislang über keine festen Anlaufstellen. Es gibt jedoch Hinweise,
daß die Organisation in Berlin ein Schulungszentrum gründen
will. Präsent ist Hizbullah schon jetzt - via Satellit ist ihr
Fernsehsender Al-Manar TV auch hier zu empfangen. Ein türkischer
Streetworker berichtet, daß arabischsprachige Jugendliche seit
Beginn der "Al-Aqsa-Intifada" eher Al-Manar statt MTV sehen. "Seit ein,
zwei Jahren ist ‚Scheiß Jude' ein häufiges Schimpfwort unter
den Jugendlichen geworden." Als für junge islamistische Kader
wichtigster Treffpunkt gilt das Freitagsgebet an der TU. Die
deutschlandweit mit 27 500 Mitgliedern größte islamistische
Organisation ist Milli Görüs. Mindestens elf Berliner
Moscheen, darunter die Mevlana Moschee am Kottbusser Tor, stehen im
Verdacht, enge Verbindungen zu Milli Görüs zu unterhalten.
Gegenüber deutschen Medien und staatlichen Stellen gibt man sich
moderat, gegenüber der Anhängerschaft ist man eindeutiger.
"Ein religiöser Muslim ist auch gleichzeitig ein Anhänger der
Scharia", heißt es in einem Kommentar der Zeitung "Milli Gazete",
die an Kiosken frei erhältlich ist. Gruppen wie Hizb ut-Tahrir
propagieren offen den heiligen Krieg. Zu ihrer Veranstaltung in der TU
kamen 300 Menschen. Hizb ut-Tahrir versucht die junge akademische Elite
zu beeinflussen - und ist dabei durchaus erfolgreich (Deniz Yücel,
in: Tagesspiegel 31.10.2002)
Manchester, Großbritannien:
Der britische Buchverlag Saint Jerome mit Sitz in Manchester weigert
sich, eine Bestellung der Bar-Ilan-Universität in Ramat Gan bei
Tel Aviv anzunehmen. Der Grund: Der Verlag will damit gegen die
israelische Politik protestieren.
Wie die Tageszeitung "Yediot Ahronot" am Donnerstag meldete, hatte
die israelische Universität bei dem Verlag das Buch "The Map"
bestellt, das eine Anleitung zum Übersetzen für Anfänger
enthält. Die Mitarbeiter von Saint Jerome weigerten sich jedoch,
den gewünschten Titel nach Ramat Gan zu liefern.
"Wir haben keine Probleme damit, Israelis mit Büchern zu
versorgen", kommentierte der Vorsitzende von Saint Jerome, Ken Baker,
die Weigerung. "Aber hier handelt es sich um ein Institut, das von der
israelischen Regierung finanziert wird." (israelnetz.de 31.10.2002).
Freitag, 01 November 2002:
Berlin, BRD:
In der Spandauer Altstadt war am Freitagvormittag Ungeheuerliches zu
hören: "Juden raus!". Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde
zu Berlin, Alexander Brenner, hatte eine Rede halten wollen, aber statt
Beifall erntete er Buhrufe, Pfiffe und schließlich antisemitische
Beschimpfungen. Die Demonstranten sagten außer "Juden raus" auch
"Sie sind gottlos". Brenner war entsetzt:. "Sie stellen sich, ob Sie
wollen oder nicht, in eine Reihe mit Neonazis", sagte er, dann brach er
seine Rede ab.
Brenner war zu einem von der FDP initiierten Festakt eingeladen
worden. Anlaß war die Rückbenennung der Kinkelstraße
in Jüdenstraße. Bereits seit 1985 hatten die Spandauer
Liberalen diese Rückbenennung gefordert. 17 Jahre lang war im
Bezirk darüber diskutiert worden, ob die 1938 von den
Nationalsozialisten umbenannte Straße ihren alten Namen
wiederbekommt. Am Freitag schließlich trat nach langen
Kontroversen ein Bezirksamts-Beschluss in Kraft, wonach die
Kinkelstraße nun wieder Jüdenstraße heißt.
Brenner war als Gastredner eingeladen. Die Jüdische Gemeinde hatte
sich immer wieder für die Rückbenennung in
Jüdenstraße ausgesprochen. "Der Name steht als Symbol
für jüdische und deutsche Geschichte", sagte Brenner. Es habe
schon einen bitteren Nachgeschmack, daß man im Bezirk über
so viele Jahre hinweg die Rückbenennung kontrovers diskutiert
hatte.
Bis zuletzt hatten die Mitglieder der "Bürgeraktion
Kinkelstraße" versucht, die Umbenennung zu verhindern. Die
Kinkelstraße solle ihren Namen behalten, "weil damit der Bruch
der Geschichte sichtbar
bleibt", sagte Siegfried Schmidt von der "Bürgeraktion". "Wir
hatten Konsens, von der Rückbenennung Abstand zu nehmen und an das
einstige jüdische Leben in Form von Ausstellungen, Projekten oder
Gedenktafeln zu erinnern."
Im Mittelpunkt der Kritik steht Karl-Heinz Bannasch, der
Fraktionsvorsitzende der FDP im Bezirksparlament. Anwohner werfen ihm
vor, sich mit der Umbenennung profilieren zu wollen. Bannasch selbst
erhielt nach eigenen Angaben in den vergangenen Monaten immer wieder
Briefe, deren Inhalt er als "unterschwellig antisemitisch" bezeichnet.
Die Mitglieder der "Bürgeraktion Kinkelstraße" wollten den
Festakt nutzen, um ihren Protest zum Ausdruck zu bringen. Sie
verteilten Handzettel. Dann wurde Brenner aus der Menge von rund 40
Leuten mit antisemitischen Äußerungen beschimpft.
Sprüche wie "Ihr Juden seid an allem schuld" gingen zum Teil in
einem Tumult unter. Bannasch nannte solche Äußerungen
"ungeheuerlich". "Das waren nicht die kahlköpfigen Leute, von
denen wir sonst solche Beschimpfungen gewohnt sind", sagte er. "Das
waren Leute, die der bürgerlichen Mittelschicht zuzuordnen sind."
Schmidt von der "Bürgeraktion" bedauerte den Zwischenfall:
"Keiner von uns Betroffenen will, daß der höchste
Repräsentant der Jüdischen Gemeinde zu Berlin beschimpft
wird." Schmidt forderte Zeugen auf, Anzeige zu erstatten. Bis
Freitagabend ging bei der Polizei allerdings keine einzige Anzeige ein.
Man habe zwar Hinweise bekommen, aber noch keine Anzeige, sagte eine
Polizeisprecherin. Auch Brenner hat bis zum Abend keine Anzeige
erstattet. (Marcel Gäding, in: Berliner Zeitung 02.11.2002).
Freitag, 08. November 2002:
Kiel, Schleswig-Holstein, BRD:
Einen Tag vor dem Gedenken an die Reichspogromnacht führte die
DKP Kiel eine Diskussionsveranstaltung unter dem Titel "Israel, die
Palästinenser und wir" mit Hermann Kopp, einem Redakteur der
Marxistischen Blätter, durch. Der Referent schob einseitig jede
Verantwortung in dem Konflikt Israel zu. Außerdem konnte er in
der Möllemannschen Flugblattaktion keinerlei antisemitische
Tendenzen erkennen.
November 2002:
Dänemark:
Jews in Denmark reportedly plan to boykott a public gathering for
"KRISTALLNACHT". Community leaders say they are afraid that radical
muslim will run parallel, anti-Israel demonstration (Aufbau 22, 2002).
Norwegen:
In den skandinavischen Ländern ist es erlaubt, sich bei
Demonstrationen als sogenannte Selbstmordattentäter zu verkleiden.
In Norwegen hatte ein Mann kürzlich seinem Kind bei einer
anti-israelischen Veranstaltung entsprechende Kleidung angezogen. Er
wurde nicht strafrechtlich verfolgt (israelnetz.de, 25.11.2002).
Samstag, 30. November 2002:
Berlin, BRD:
Etwa 1200 Anhänger der libanesischen "Hisbollah" (Partei
Gottes) und anderer islamistischer Gruppen haben mitten im
Einkaufstrubel auf dem Kurfürstendamm gegen die israelische
Politik in den besetzten Gebieten Palästinas protestiert. Die
Demonstranten zogen vom Adenauerplatz zum Wittenbergplatz und riefen
Parolen wie "Kindermörder - Israel". Unter den Teilnehmern
befanden sich Libanesen, Palästinenser, Iraner und Türken.
Die 1982 mit iranischer Hilfe gegründete Hisbollah zählt in
Berlin 150 Mitglieder, bundesweit sind es 800. Anlass der Demonstration
war der "Quds-Tag" (Jerusalem-Tag), den einst Ajatollah Khomeini
ausgerufen hatte. An einem festgelegten Tag im Fastenmonat Ramadan sind
Muslime aufgerufen, ihre Wut auf Israel öffentlich kundzutun. In
den letzten Jahren kam es bei den "Quds-Tagen" in Berlin zu
Pöbeleien gegen Juden. Diesmal registrierte die Polizei keine
Zwischenfälle. Nach Informationen des Tagesspiegel hatten mehrere
Rabbiner vor dem gestrigen "Quds-Tag" um Polizeischutz gebeten.
(fan/suz, in: Tagesspiegel am Sonntag 01.12.2002; siehe auch:
www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html).
Wien, Österreich:
Anti-israelische Demonstration mit maßgeblicher Beteiligung
islamistischer Gruppen
(www.muslim-markt.de/palaestina-spezial/demos/demosbeiuns/html).
Dienstag, 03. Dezember 2002:
Frankreich:
21% der Juden sind von antisemitischen Angriffen betroffen. Eine
neue Studie der Wohlfahrtsstelle der Juden in Frankreich nennt diesen
besorgniserregenden Wert. Ferner äußern 65% der Juden in
Frankreich Besorgnis angesichts der Lage. Dies ist in Haaretz im
Bericht von Yair Sheleg nachzulesen.
Montag, 09. Dezember 2002:
Berlin, BRD:
Demonstration von Nazis gegen den Besuch des israelischen
Staatspräsidenten unter dem Motto: "Hände weg von
Palästina - keine deutschen Waffen für Israel!". Anmelder war
Betharge. Treffpunkt war um 17.00 Uhr der Bahnhof
Friedrichstraße. Die Pressemitteilung kam von einem
Aktionsbündnis "Solidarität mit Palästina".
Berlin, BRD:
Während des Staatsbesuches des israelischen Präsidenten
Mosche Katzav ist es in Berlin zu einem anti-jüdischen
Zwischenfall gekommen: Wie die Polizei am Dienstag mitteilte, warfen
unbekannte Täter am Montagabend die Scheiben eines israelischen
Geschäftes im Bezirk Reinickendorf ein. Da ein politischer
Hintergrund vermutet werde, habe der Staatsschutz die Ermittlungen
übernommen. Ob die Tat im Zusammenhang mit der zuvor
stattgefundenen NPD-Demonstration im Bezirk Mitte steht, sei aber noch
unklar (AFP wohl 11.12.2002).
Donnerstag, 12. Dezember 2002:
Frankfurt am Main, Hessen, BRD:
Mit einem Vergleich zwischen der Behandlung Wohlhabender heute und
der Juden-Verfolgung in der Nazi-Zeit hat Hessens
Ministerpräsident Roland Koch (CDU) einen Eklat ausgelöst.
Erschreckt reagierte auch die CDU auf die Äußerung. In einer
Landtagsdebatte zur Vermögenssteuer hatte Koch dem Chef der
Gewerkschaft Verdi, Frank Bsisrke, vorgeworfen, wenn dieser die Namen
reicher Deutscher nenne, sei dies eine "neue Form von Stern an der
Brust". (...) Kritiker fühlten sich an die Schwarzgeld-Affäre
der hessischen CDU erinnert, als der CDU-Landeschef und
Ministerpräsident Koch interne Geldtransfers als "jüdische
Vermächtnisse" getarnt hatte. (...) Nach der Äußerung
Kochs brach im Landtag eine solche Unruhe aus, dass
Parlamentspräsident Klaus Peter Möller (CDU) die Sitzung
unterbrach. Später ging Koch noch einmal ans Mikrofon und
entschuldigte sich, allerdings nicht bei den Juden, sondern bei dem
Gewerkschafter: Er habe sich "vergallopiert", sagte er. Sollte er
Bsisrke beleidigt haben, entschuldige er sich bei ihm dafür.
Später schrieb er ihm einen Brief. An den Vorsitzenden des
Zentralrats der Juden, Paul Spiegel, wandte er sich nicht (Esslinger /
Höll, in: SZ 13.12.2002).
Montag, 16.12.2002:
Großbritannien:
Im April dieses Jahres haben vor allem britische Wissenschaftler
damit begonnen, den Nahostkonflikt auch auf akademischem Boden
auszutragen - seit mehr als acht Monaten boykottieren sie israelische
Hochschulen und Forschungsinstitute. Der Boykott zieht jetzt immer
größere Kreise - immer häufiger werden
Forschungsberichte aus Israel von europäischen Wissenschaftlern
als "unerwünscht" zurückgesandt.
Israelische Akademiker versenden jedes Jahr rund 7.000
Forschungsberichte ins Ausland. Erstmals wurden jetzt solche Berichte
ungelesen zurückgesandt, meldet die Tageszeitung "Jerusalem Post"
am Montag.
Begonnen hatte der Boykott mit einem Aufruf des britischen
Akademikers und Evolutionsbiologen Steven Rose und dessen Ehefrau.
Beide hatten sich im April mit einem Brief an die britische Zeitung
"The Guardian" gewandt, der von mehr als 120 weiteren Akademikern
unterschrieben war. Darin forderten sie einen Abbruch der
europäisch-israelischen Wissenschafts- und Kulturbeziehungen. Sie
wollen damit gegen die Politik von Israels Premierminister Ariel Sharon
protestieren.
Doch es gibt auch Gegenstimmen: In einem Bericht der Berliner
Tageszeitung "Die Welt" vom Montag heißt es: "Der große
Biochemiker, Professor Raymond Dwek, findet es absurd, daß man
eine ganze Gemeinde von Wissenschaftlern anprangert, obwohl es gerade
in ihren Reihen viele Kritiker und offene Gegner von Sharons
politischer Haltung gibt. Gerade in dieser unruhigen Zeit ist es
wichtig, daß sich Männer und Frauen der Wissenschaft auf
beiden Seiten in ihrer Zusammenarbeit nicht stören lassen sollten."
In dem Artikel wird zudem darauf hingewiesen, daß die
Zusammenarbeit israelischer und arabischer Forscher trotz des
Konfliktes nicht leidet. In der Universität von Be´er Sheva
beispielsweise arbeiten Israelis und Araber zusammen auf den Gebieten
von Nahrungsmittel- und Wüstenforschung. Israelische
Krankenhäuser stehen arabischen Patienten jederzeit offen,
schreibt "Die Welt". Die "Jerusalem Post" berichtet von mehr als 33
Forschungsprojekten der Universität, an denen auch Wissenschaftler
aus den palästinensischen Autonomiegebieten, Jordanien oder
arabischen Staaten aus Nordafrika beteiligt seien.
In einer am Montag veröffentlichten Glosse der "Welt" von
Matthias Kamann heißt es: "In Frage zu stellen ist vielmehr, ob
die Unterzeichner des Boykottaufrufes besitzen, was zur
Grundausstattung jedes Wissenschaftlers gehört:
Differenzierungsvermögen. Hätten sie das, würden sie
merken, daß es einen kategorialen Unterschied gibt zwischen der
Kritik an Militäraktionen und der Pflicht westlicher Demokratien
zur Unterstützung einer Demokratie, die von Mördern bedroht
wird." (Jerusalem Post 16.12.2002; Die Welt 16.12.2002; inn, in:
israelnetz.de 16.12.2002).